Wie kann ich meinen Hund beruhigen?

Hund beruhigenIm Alltag gibt es immer wieder Situationen, die beim Hund Unruhe oder auch Angst und Stress hervorrufen können. Wie schnell ein Hund auf ungewohnte Situationen und neue Umweltreize mit Unruhe oder Stress reagiert, ist sehr individuell. Manche Hunde können, wie ein Fels in der Brandung, sehr viel aushalten, andere sind eher nervöse Typen und haben auch eine niedrigere Hemmschwelle. In jedem Fall ist es wichtig als Halter zu wissen, wie man seinen Hund in so einer Situation bestmöglich unterstützen kann, sodass er sich entweder wieder völlig entspannt oder aber die Situation für ihn erträglicher wird.

Grund für die Unruhe herausfinden

Die Gründe für Unruhe, Stress oder gar Ängstlichkeit sind vielfältig und sehr individuell. Bei vielen Hunden spielen hier Vorerfahrungen eine große Rolle. Ein typisches Beispiel ist wohl der Besuch beim Tierarzt: Hier sind die meisten Hunde im Vorfeld angespannt und unruhig.
Sobald man sich also der Praxis nähert, nutzen Hunde ihre Vorerfahrung als Referenz, um die Situation einzuordnen und diese Vorerfahrung ruft dann die entsprechend aufgeregten und womöglich angespannten Gefühle hervor.
Tatsächlich müssen die Gründe für Unruhe aber nicht nur negativer Natur sein. Ein Hund kann auch aufgekratzt und aufgeregt sein, weil er sich besonders stark über etwas freut. So gibt es manche Hunde, die sich vor dem nächsten Gassigang schon so sehr freuen, dass sie winselnd vor der Haustür warten. Oder andere, die es kaum erwarten können, aus dem Auto auszusteigen, weil man auf dem Parkplatz vor dem geliebten Hundewald Halt gemacht hat.
Auch kann Unruhe erlernt sein. Dies geschieht meist ungewollt durch unbewusste Bestätigung durch den Halter. Ein typisches Beispiel ist hier, dass ein Hund erstmalig in irgendeiner Situation Aufregung und Unruhe zeigt und der Hundehalter dann versucht, beruhigend auf den Hund einzureden. Leider verstehen unsere Hunde dies nicht so, wie es gemeint ist. Durch das ruhige und besänftigende Reden des Hundehalters denken die Hunde, dass ihr Verhalten in Ordnung ist – das gute Zureden wird unbewusst zur Verstärkung des Verhaltens. Dadurch lernt der Hund, es ist gut, in dieser Situation und auch in ähnlichen Situationen Unruhe und Aufregung zu zeigen. So wird sich dieses Verhalten mit der Zeit immer weiter festigen und kann später Probleme bereiten.

Bevor man sich also Strategien zur Beruhigung des Hundes zurechtlegen kann, sollte man wissen, warum der Hund die Unruhe zeigt. Denn die Methoden zur Entspannung können sich hier, je nach Ursache, doch deutlich voneinander unterscheiden.

Die häufigsten Gründe für Unruhe beim Hund

    • positive Aufregung / freudige Erwartungshaltung
    • negative Aufregung / unsichere Erwartungshaltung
    • äußere Einflüsse, z.B. laute (ungewohnte) Geräusche / Silvester
    • Schmerzen und körperliches Unwohlsein
    • erlernte Unruhe

Körpersprache lesen (lernen)

Um einzuschätzen, warum ein Hund unruhig und aufgeregt ist, sollte man sich den Hund im Ganzen ansehen: wie sieht die Körpersprache des Hundes aus?
Hier gibt es viele verschiedene kleinste Abstufungen und Kombinationen im Ausdrucksverhalten des Hundes.
Grob kann man aber an folgenden Bereichen am Hundekörper die Stimmung ganz gut ablesen:

Bereich Haltung bei defensivem Verhalten Haltung bei (positiver) Erregung
Ohren Nach hinten angelegte Ohren deuten eher auf defensives Verhalten hin, der Hund will sich „klein“ machen Aufgestellte, nach vorn gerichtete Ohren zeugen von Aufmerksamkeit und Aktivitätspotenzial
Rute Eine eingeklemmte Rute signalisiert meist Unsicherheit Eine hoch getragene, ggf. wedelnde Rute deutet auf Aufmerksamkeit und einem selbstbewussten Verhalten hin
Hinterläufe Eingeknickte Hinterläufe signalisieren defensives Verhalten (sich „klein“ machen) Durchgestreckte, angespannte Hinterläufe ermöglichen dem Hund, schnell zu reagieren (Aktivitätspotenzial)

An diesen beiden Fotos kann man die unterschiedliche Körperhaltung sehr gut miteinander vergleichen:

Hund defensive HaltungDer Hund hat die Ohren nach hinten angelegt, die Rute zwischen die Hinterläufe eingeklemmt und die Hinterläufe eingeknickt. Insgesamt ist dies eine unsichere, defensive Körperhaltung – der Hund macht sich “klein”.
Hund freudig erregtDer Hund steh aufrecht, der Körperschwerpunkt ist nach vorn verlagert. Die Ohren sind aufgestellt, die Rute wird höher getragen (ggf. mit Wedeln), oft begleitet von Lautäußerungen wie Bellen.

4 Tipps, um den Hund zu beruhigen

1. Bleib‘ selbst ruhig

    Auch wenn dieser Tipp so klar und einfach ist, muss man sich selbst dann doch immer wieder daran erinnern: Wenn ich selbst aufgeregt und angespannt bin, überträgt sich das auch auf den Hund und die Situation wird womöglich nur noch schlimmer. Also: bleib‘ ruhig und gelassen, wenn keine ernsthafte Gefahr für den Hund besteht.

2. Erkenne, was dein Hund braucht

    • Ist dein Hund unruhig und ggf. ängstlich, weil er zum Beispiel

unsicher in einer Hundebegegnung

    ist, hilf‘ deinem Hund und löse die Situation auf. Ein „Wir müssen jetzt aber auch weiter“ reicht schon völlig aus, um weitergehen zu können. Ist der andere Hund ohne Leine unterwegs, kann man sich auch zwischen die Hunde „drängen“ und so mehr Raum schaffen. Möchte der fremde Hund folgen, kann man auch den anderen Hund direkt ansprechen und ein „Hey“ oder „Na“ äußern, um ihn zu unterbrechen.

3. Sei geduldig

    • Ist dein Hund aufgeregt, weil es gleich raus geht, belohne seine Aufgeregtheit nicht noch, indem ihr möglichst schnell los geht. In so einem Fall wird der Start des Spaziergangs so lange verschoben, bis der Hund ruhig bleibt. Gehe von der Haustür weg und setze dich z.B. aufs Sofa. Tu so, als würdest du dich mit etwas vollkommen Anderem beschäftigen. Warte ab, bis sich dein Hund beruhigt hat. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man wieder aktiv werden kann. Sobald der Hund jedoch wieder zu aufgeregt und unruhig wird, wiederholt sich das Spiel.

Geduld ist hier das A und O

    , wird sich aber auch schnell auszahlen.

4. Belohne ruhiges und entspanntes Verhalten

    Egal, warum dein Hund unruhig und aufgeregt ist: belohne ihn, wenn er sich entspannt. Einerseits konzentriert sich dein Hund dann auf die Belohnung und deine Zuwendung und vergisst seine Aufregung, andererseits kannst du so gezielt die Entspannung mit etwas Gutem verknüpfen, sodass sein Hund ein gutes Gefühl erhält, wenn er sich entspannt.
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