Stressfreie Hundeerziehung

Stressfreie HundeerziehungSobald ein Hund einzieht, muss man sich mit der Erziehung auseinandersetzen. Egal ob Welpe, Junghund oder erwachsener Hund: Jeder Hund benötigt täglich Erziehung. Der eine mehr, der andere weniger. Wichtig zu wissen: Die Hundeerziehung ist nie komplett abgeschlossen. Sie ist vielmehr ein fortlaufender Prozess im Zusammenleben mit dem Hund.

Warum ist Hundeerziehung mit Stress verbunden?

Viele Hundehalter empfinden die Hundeerziehung als stressig und anstrengend. So verstehe der Hund nicht, was sie von ihm wollten, mache absichtlich etwas falsch, missachte Regeln und überhaupt scheinen manche Hunde schlichtweg nicht erziehbar zu sein. Klar, dass sich hier dann Frust und Stress breitmachen. Bei der Erziehung eines Hundes geht es nicht anders zu als bei der Kindererziehung: Der Hundehalter stellt, genau wie ein Elternteil, Regeln für das Zusammenleben auf und zeigt dem Hund Grenzen, in denen er sich bewegen darf. Diese Regeln und Grenzen sind je nach Person und Hund sehr unterschiedlich. Insgesamt sollen sie zu einem harmonischen Zusammenleben beitragen.
Dabei kommt es häufig vor, dass diese Regeln und Grenzen dem Hund in seinen natürlichen Verhaltensweisen widerstreben. Klar, dass sich hier ein Interessenkonflikt ergibt. Der Hund muss erst lernen, sich unterzuordnen und den Regeln Folge zu leisten. Und genau dieser Prozess wird häufig als anstrengend und stressig seitens des Menschen empfunden, da man sich teils mehrfach täglich mit den immer gleichen Situationen auseinandersetzen muss, ohne das Gefühl des Fortschritts zu haben.

Kommunikationsprobleme in der Hundeerziehung

Das Problem bei der Hundeerziehung, weshalb sie sich auch häufig als stressig und nervig darstellt, ist, dass leider oft vergessen wird, dass der Hund nun einmal ein Hund ist. Er kann unsere Sprache nicht verstehen. Allenfalls kann er aufgrund von Tonhöhe und mitschwingenden Untertönen einschätzen, ob Herrchen oder Frauchen ihn gerade lobt oder ausschimpft. Hunde kommunizieren viel mehr über die Körpersprache. Diesen Umstand sollte man sich unbedingt in der Hundeerziehung zu Nutze machen. Körperliche Präsenz, sich „groß“ machen oder einfach physisch souverän auf den Hund wirken: Diese Dinge haben einen viel größeren Effekt auf den Hund als Worte. So kann man auch Hundeerziehung ohne Leckerli betreiben.
Ein Beispiel: Der Hund soll „Sitz“ machen. Er kennt das Kommando bereits, nur führt es jetzt nicht sofort aus. Statt den Hund auszuschimpfen, was er ja sowieso nicht versteht, kann man der Situation viel besser körperlich Nachdruck und Verbindlichkeit verleihen, indem man sich „groß“ macht und leicht in Richtung Hund lehnt. Hunde sind sehr feinfühlig beim Deuten von Körpersprache und die meisten werden nun verstehen, dass man das Kommando auch als solches gemeint und nicht als Bitte ausgesprochen hat. Das Ergebnis: Der Hund setzt sich hin, ohne dass man das Kommando erneut aussprechen oder den Hund für das Nicht-Befolgen ausschimpfen musste. Und wenn man kein Leckerli zur Belohnung dabei hat, macht das auch nichts. Man kann auch mit Worten und Berührungen loben. Eine Hundeerziehung ohne Leckerli ist in jedem Fall möglich.

Der richtige Zeitpunkt für Hundeerziehung

Wenn es darum geht, einem Welpen gewisse Grundkommandos wie Sitz, Platz oder Bleib beizubringen, sollte man auf den richtigen Zeitpunkt der Erziehungsstunde achten. So bringt es nicht viel mit der Erziehung zu beginnen, wenn der Welpe gerade total aufgedreht ist und spielen möchte. Konzentration ist das A und O in der Hundeerziehung, besonders bei Welpen. Diese können sich nur leider noch nicht so gut und lange konzentrieren, weshalb man hier grundsätzlich viele kleinere Übungseinheiten über den Tag verteilen sollte. Am besten lernt ein Hund, wenn er schon etwas erschöpft ist. Wenn der Spieltrieb oder der Hunger gestillt ist, dann ist die Zeit für eine Erziehungseinheit gekommen.


Hundeerziehung in kleinen Häppchen

Da ja Konzentration die Voraussetzung für eine erfolgreiche Hundeerziehung ist, sollte man auch darauf achten, dass die Erziehungseinheit nicht zu lange dauert. Je länger man übt, desto eher schleichen sich Fehler ein, da die Konzentration auf beiden Seiten, bei Hund und Mensch, nachlässt. Daher sollten Erziehungseinheiten je nach Schwierigkeit maximal 10 Minuten lang sein. Häppchenweise trainiert man dann vielleicht 2-4x am Tag mit dem Hund, je nach individueller Konzentrationsfähigkeit und individuellem Ruhebedürfnis bzw. Erholungsbedürfnis zwischen einzelnen Trainings. So wird sichergestellt, dass ein Trainingsfortschritt erzielt, der Hund aber nicht überfordert wird.

Nichts geht von heute auf morgen

Wenn man sich an die eigene Schulzeit zurückerinnert, wird einem eine Sache ganz klar: Etwas lernen und anschließend fehlerfrei zu beherrschen bedarf stetigem Wiederholen und Geduld. Niemand kann von heute auf morgen lesen, schreiben, rechnen. Kinder benötigen für eine fehlerfreie Ausführung dessen Jahre des Übens und Lernens. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf geht man an die Hundeerziehung direkt anders heran. Denn auch Hunde können nicht von heute auf morgen ein Kommando oder eine Regel in Perfektion. Klar, bei Welpen oder jungen Hunden ist die Lernkurve deutlich steiler als bei älteren Hunden (ist bei uns Menschen ja ebenso). Trotzdem benötigt es auch hier Zeit, Geduld und stetiges Wiederholen, damit sich ein Kommando oder eine Regel festigt. Es ist dem Hund gegenüber einfach unfair mit einer Erwartungshaltung an das Training zu gehen, dass dieser im besten Fall nach 2-3 Trainingseinheiten alle Kommandos und die Regeln fürs Zusammenleben perfekt beherrscht und auch nie wieder vergisst. Wenn man Kindern viel Zeit zum Lernen und Verinnerlichen des Gelernten Zeit gibt, warum verlangen wir Hunden dann ab, von jetzt auf gleich ideal zu funktionieren?

Hundeerziehung ist eine tägliche Aufgabe

Die ersten Schritte in der Hundeerziehung sind wohl bei vielen sehr ähnlich. Erst einmal werden Grundkommandos wie Sitz, Platz und Bleib beigebracht. Bei Welpen ist dann auch noch die Stubenreinheit ein großes Thema. Dazu gesellen sich Themen wie Beißhemmung, Leinenführung und der Rückruf. In der Vorstellung vieler Hundehalter lernt der Hund diese Dinge und sie müssen sich dann nie wieder damit auseinandersetzen. Doch dem ist nicht so. Denn Hundeerziehung ist eine tägliche Aufgabe. Auch hier kann man den Bogen zur Kindererziehung schlagen. Regeln und Grenzen müssen immer wieder neu betont werden, auch wenn der Hund sie grundsätzlich beherrscht. Hundeerziehung kann nie als komplett abgeschlossen angesehen werden. Doch die gute Nachricht: mit zunehmendem Alter und dem Beherrschen der wichtigsten Kommandos und Regeln fürs Zusammenleben werden die Situationen, in denen man wirklich erzieherisch eingreifen muss, immer weniger. Verschwinden werden sie aber nie ganz. Wird dieser Umstand akzeptiert, stören einen falsche Verhaltensweisen und das erneute Zurechtweisen auch nicht so sehr, was wiederum Stress und Anspannung aus der Hundeerziehung nimmt.

5 Tipps: So gelingt die Hundeerziehung ohne Stress

Die wichtigsten Tipps für eine Hundeerziehung ohne Stress sind hier noch einmal zusammengefasst:

1. Eindeutige Kommunikation:

      • lieber mit Körpersprache als mit Worten. Hunde kommunizieren selbst hauptsächlich über die Körpersprache. Das sollte man sich im Hundetraining zu Nutze machen.

 

    2. Der richtige Zeitpunkt für eine Trainingseinheit:

        • am besten, wenn der Hund schon etwas erschöpft ist. Aufgedrehte Hunde lernen nur schlecht.

     

      3. Konzentration:

          • lässt die Konzentration bei Hund und/oder Mensch nach, sollte das Training lieber unterbrochen und später fortgesetzt werden. Ohne Konzentration auch kein Fortschritt!

       

        4. Geduld:

            • Stetiges Wiederholen und viel Geduld sind der Schlüssel zu einer stressfreien Hundeerziehung. Nichts klappt von heute auf morgen perfekt.

         

          5. Hundeerziehung passiert täglich:

            • Hundeerziehung ist kein Prozess, der irgendwann abgeschlossen ist. Man muss sich täglich mit Erziehungssituationen auseinandersetzen.

          Zusammenfassung

          Stress in der Hundeerziehung entsteht meist, weil wir Menschen falsche oder zu hohe Erwartungen an den Hund stellen. Der Hund kann diesen Erwartungen (noch) nicht entsprechen, was wiederum Druck und Angespanntheit in die Erziehung bringt. Eine stressfreie Hundeerziehung hat damit besonders viel mit der Einstellung des Menschen zu tun. Geht man entspannt und realistisch an die Erziehung des Hundes heran, wird man auch viel weniger das Gefühl haben, dass der Hund etwas nicht macht oder nicht schafft. Geduld, Konzentration beider Seiten (Mensch und Hund) sowie ausreichend Pausen zwischen zwei Trainingseinheiten tragen maßgeblich dazu bei, die Hundeerziehung ohne Stress zu gestalten. Entsprechende Anleitungen oder auch einen Trainingsplan als PDF gibt es zu Hauf im Internet. Und ein letzter Tipp zum Schluss: unterschiedliche Belohnungen auszuprobieren lohnt sich. Es muss nicht immer das Leckerli sein. Man kann auch mit der Stimme, Tonlage oder auch körperlicher Nähe und Berührungen loben. So ist sogar eine Hundeerziehung ohne Leckerli möglich.

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