Wohin kommt der Hund während der Arbeit?

Schöner junger Geschäftsmann mit Brille, Kaffee trinkend und am Computer arbeitend, während Beagle im Büro auf dem TischBereits bevor man sich einen Hund anschafft, sollte die Frage geklärt werden, wohin der Hund während der Arbeit kommt. Die Lösung für diese Angelegenheit kann je nach Lebenssituation vollkommen unterschiedlich aussehen. Hierbei gibt es nicht die eine Lösung. Vielmehr sollten der Aufenthaltsort und die Betreuung des Hundes während der Arbeitszeit an den Bedürfnissen des Hundes sowie den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Im Folgenden werden einige Optionen erläutert, die einzeln oder auch in Kombination miteinander von vielen Hundehaltern so umgesetzt werden. Zudem gibt es Tipps für das Training, denn auch ein Arbeitstag muss mit dem Hund trainiert werden.

Option 1: Der Büro-Hund

Viele Unternehmen unterstützen die Mitnahme des Hundes in die Büroräumlichkeiten. Manche Hundehalter suchen sich danach sogar den Arbeitgeber aus. Den Hund also mit zur Arbeit zu nehmen ist prinzipiell super, allerdings gibt es ein paar Dinge, auf die man achten sollte.

1. Den Arbeitsweg möglichst stressfrei gestalten
Bereits der Arbeitsweg sollte hundgerecht sein. Wie dieser konkret aussehen kann, hängt auch wieder stark von dem Hund ab. Für den einen Hund gibt es nichts Schöneres als Autofahren, der nächste fährt gern Bus. Je nach Länge des Arbeitsweges kann man möglicherweise auch zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. So verbindet man den Arbeitsweg direkt mit einer großen Gassi-Runde, sodass der Hund für den Vormittag

erst einmal genügend ausgelastet ist.

Trainingstipp
Übe den Arbeitsweg mit dem Hund ohne, dass du wirklich zur Arbeit musst, zum Beispiel am Wochenende. So bist du in der Situation entspannt, da du keinen Zeitdruck hast, und kannst deinen Hund Stück für Stück an den Arbeitsweg gewöhnen.
2. Ruhephasen respektieren
Auch wenn die Kollegen und Kolleginnen sich über den Hundebesuch freuen, ist es wichtig, dass die Ruhephasen des Hundes respektiert und nicht gestört werden. Gerade wenn der Arbeitsweg aufregend ist, benötigt der Hund anschließend Ruhe. Im Durchschnitt ruhen Hunde bis zu 18 Stunden am Tag. Daher sollte

der Hund während dem Großteil der Arbeitszeit in Ruhe gelassen werden.

3. Festen Ruheplatz einrichten
Ein fester Ruheplatz hilft den meisten Hunden dabei, sich dort zu entspannen. Ohne festen Ruheplatz laufen viele Bürohunde rastlos durch die Räume und wissen nicht wohin mit sich. Der feste Ruheplatz hilft ebenfalls dabei, dass Kollegen die Ruhephasen des Hundes respektieren.

Trainingstipp
Zur Gewöhnung an den neuen Ruheplatz schicke deinen Hund immer wieder auf diesen Platz und halte dort etwas Besonderes, zum Beispiel eine Kaustange, für deinen Hund bereit. So lernt er, den Platz mit einem guten Gefühl zu verbinden und hat durch die Kaustange eine Beschäftigungsmöglichkeit, die besonders bei aufgeregten Hunden zusätzlich für Entspannung sorgen kann.
4. Für Unterhaltung in den Pausen sorgen
Trotz der einzuhaltenden Ruhezeiten freuen sich Hunde auch über Spiel und Spaß. Besonders oft „opfern“ Hundehalter ihre Mittagspausen, um mit ihrem Hund eine große Runde zu drehen, mit ihm zu spielen oder sich mit anderen Hundehaltern zu treffen. Kleinere Kaffeepausen im Büro können auch genutzt werden, um mit dem Hund immer wieder zu interagieren. Ob es eine Streicheleinheit ist, das Vorführen von Tricks oder eine kurze Spielrunde, ist dabei egal. Allerdings sollte man im Gegenzug zur langen Mittagspause bei den kurzen Pausen darauf achten, den Hund nicht zu stark zu reizen. Ansonsten ist das Erregungslevel plötzlich so hoch,

dass der Hund nicht mehr zur Ruhe kommt und dann auch Kollegen bei der Arbeit stören könnte.

Trainingstipp
Wenn auch deine Kollegen mit deinem Hund spielen oder ihm Leckerlis geben möchten, kläre vorab, wie sie mit dem Hund interagieren sollen, was erlaubt ist und was nicht. Ansonsten kann es schnell passieren, dass sich der Hund unerwünschte Verhaltensweisen aneignet.

Option 2: Der Homeoffice-Hund

Homeoffice gehört in vielen Unternehmen immer mehr zum Alltag. Manche Unternehmen geben dabei eine Quote vor, zu wie viel Prozent der Arbeitszeit die Mitarbeiter im Homeoffice sein dürfen. Andere Unternehmen stellen es den Mitarbeitern komplett frei, wie viel sie von Zuhause aus arbeiten wollen. Für Hundehalter ist das Homeoffice oftmals angenehm, da sie sich nicht um eine Betreuung des Hundes Gedanken machen müssen. Gerade wenn Hunde im Büro nicht erlaubt sind oder der eigene Hund als Büro-Hund nicht geeignet ist, ist das Homeoffice die perfekte Lösung. Dennoch gibt es auch hier ein paar Dinge, die beachtet werden sollten, damit auch der Arbeitstag im Homeoffice entspannt verlaufen kann.

1. Arbeitsmodus signalisieren

Für den Hund ist die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit des Halters nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Daher muss man dem Hund zeigen, wann er mit der Aufmerksamkeit des Besitzers rechnen kann und wann nicht. Dies ist einerseits für den Menschen wichtig, damit dieser ungestört arbeiten kann, andererseits ist es auch für den Hund wichtig, damit dieser sich entspannen kann und weiß, dass gerade nicht seine Zeit ist. Am einfachsten geht dies mit einem optischen Signal oder

einem Ritual bzw. einer Routine.

Erklärung und Trainingstipp optisches Signal

Für das optische Signal benötigt man einen gut sichtbaren Gegenstand, der an verschiedenen Orten verwendet werden kann. Oftmals eignet sich ein bunter Schal dafür.

Sobald nun der „Arbeitsmodus“ beginnt, wir der Schal für den Hund gut sichtbar aufgehängt. Dies kann zum Beispiel an der Türklinke zum Arbeitszimmer erfolgen. Wichtig ist, dass der Schal nicht plötzlich von allein herunterfallen kann.

Sobald der Schal aufgehängt worden ist und der Besitzer sich anschließend an den Arbeitsplatz begeben hat, wird der Hund nicht mehr beachtet, egal, was er tut. Viele Hunde werden versuchen, mit Winseln, Bellen oder körperlichem Kontakt auf sich aufmerksam zu machen. Hier muss man stur bleiben und den Hund nicht beachten. Dies sollte zu Beginn nur für ein paar Minuten geübt werden. Mit der Zeit kann die Dauer erweitert werden.

Ist die Arbeitszeit zu Ende, wird zuerst der Schal von seiner Position genommen und anschließend der Hund wieder beachtet. Eine Belohnung in Form eines Leckerlis wird nicht benötigt, denn die Streicheleinheit oder das verbale Lob reichen an dieser Stelle aus. Nach einer Arbeitsphase sollte aber immer eine kurze Spieleinheit mit dem Hund erfolgen, sodass sich das Abwarten für ihn auch gelohnt hat.

Erklärung und Trainingstipp Ritual bzw. Routine

Ebenfalls kann man mit einem Ritual den Arbeitsmodus und damit die Ruhephase für den Hund einleiten. Hierfür eignet sich ein routinierter Ablauf, der jeden Tag immer gleich durchgeführt wird.

Ein Beispiel aus dem Alltag einer unserer Mitarbeiter: Jeden Morgen geht es erst einmal mit dem Hund raus, nach dem Gassi-Gang erhält er sein Frühstück. Die Besitzerin macht sich in dieser Zeit ebenfalls Frühstück oder einen Kaffee. Sobald der Hund fertig gegessen hat, begibt sich die Besitzerin in das Arbeitszimmer. Meist folgt der Hund direkt oder geht sogar vor. In dem Arbeitszimmer wird jeden Morgen dieselbe Decke ausgelegt, auf die sich der Hund legen darf. Wenn er sich nicht von allein auf die Decke legt, wird er dort hingeschickt und noch einmal gelobt. Schließlich beginnt der Arbeitstag und der Hund weiß, dass er nun „Time-Out“ hat. Ist der Arbeitstag beendet, wird die Decke wieder weggeräumt, damit sie weiterhin nur während der Arbeitszeit als Ruheplatz für den Hund reserviert bleibt. Dieser Ablauf wird montags bis freitags exakt so abgehandelt, da hier 100% im Homeoffice gearbeitet wird.

Der Hund hat diesen Ablauf derart verinnerlicht, dass er teils am Wochenende im Arbeitszimmer vor der Decke steht und darauf wartet, dass der Arbeitstag beginnt. Auch die Mittagspause ist ungefähr immer zu derselben Zeit, da Hunde sehr gut darin sind, Abläufe und Zeitpläne zu erlernen. Dies hilft dem Hund ebenfalls dabei zu verstehen, wann „seine Zeit“ ist und wann nicht.

2. Nahezu identischer Tagesablauf während der Arbeitszeit
Wie bereits im Trainingstipp für das Ritual thematisiert, hilft ein nahezu identischer Ablauf während des Arbeitstages dem Hund dabei, Ruhephasen von Aktivitätsphasen zu unterscheiden. Daher sollte der Arbeitstag möglichst immer zur selben Zeit beginnen und auch die Mittagspause sollte innerhalb eines bestimmten Zeitfensters genommen werden. Der Hund wird diese ungefähren Zeiten lernen und einen auch daran erinnern, dass nun Mittagszeit ist. Ein strukturierter Alltag ist für einen Hund sehr wichtig und auch der Mensch profitiert davon. So ergibt sich eine Routine im Arbeitsalltag, regelmäßige Pausen sowie auch das

Ende eines Arbeitsalltags sind nun mit Interaktionen und Gassi-Gängen des Hundes gekoppelt.

Option 3: Der betreute Hund

Eine weitere Option, gerade wenn der Hund nicht mit ins Büro darf oder soll, ist die Tagesbetreuung. Entweder hat man in der Familie jemanden, der den Hund tagsüber nimmt oder man sucht sich eine Hunde-Tagesstätte.

Generell empfehlen wir, den Hund 1-2x pro Woche in eine Betreuung zu geben, unabhängig davon, ob man im Büro oder Homeoffice arbeitet. Warum? – Der Hund trifft in einer Hunde-Tagesstätte andere Hunde und ist Teil eines Rudels. Hier lernen Hunde das Sozialverhalten. Auch ältere Hunde können als Teil einer solchen Gruppe noch sehr profitieren. Der Hund wird souveräner und sieht auch mal etwas anderes als das häusliche Umfeld oder die Büroräume.

Auch wenn vielen Hundehaltern es schwerfällt, ihren Hund wegzugeben, sollte man diesen Schritt wagen. Der Hund profitiert davon enorm. Außerdem hat der Halter an diesem Tag nun einmal die Pausen „für sich“ oder auch im Feierabend etwas mehr Zeit, um Hobbys oder Ähnlichem nachzugehen.

Wird der Hund bei einem Familienmitglied betreut, ist dies ebenfalls eine großartige Option, denn so entwickelt sich zwischen dieser Person und dem Hund eine tiefe Bindung. So hat man immer jemanden, der den Hund auch spontan gern nimmt. Idealerweise lebt dort auch ein anderer Hund (oder mehrere), sodass sich auch hier ein Rudel bilden kann, in dem der Hund 1-2x pro Woche Mitglied sein darf.


Warum ist das Alleinlassen keine gute Option?

Einen Hund niemals allein lassen wird in dem Alltag der meisten Menschen nicht funktionieren – und das ist auch ok so. Hunde müssen lernen, auch mal allein zu bleiben, allerdings sollte regelmäßiges Alleinsein über viele Stunden vermieden werden.

Gerade deshalb ist die Klärung der Frage, wo der Hund während der Arbeit bleibt, auch bereits vor Anschaffung sehr wichtig. Zwei bis vier Stunden kann ein Hund allein gelassen werden, ein deutlich längeres Alleinlassen ist zu vermeiden. Für den wöchentlichen Einkauf oder Training im Fitnessstudio wird man den Hund im Alltag sicherlich immer wieder allein lassen müssen. Daher sind jedoch lange Zeiträume, wie beispielsweise ein Arbeitstag, in jedem Fall zu vermeiden.

Hunde sind Rudeltiere und benötigen ihre sozialen (Menschen-)Kontakte. Aus diesem Grund ist das Alleinbleiben nicht als Option für den Arbeitsalltag oben aufgeführt, da es nur in Ausnahmefällen und als allerletzte Option genutzt werden sollte.

Empfehlung

Unsere Empfehlung zur Betreuung des Hundes während der Arbeit ist eine Kombination aus den oben genannten Optionen. Wenn es der Arbeitgeber erlaubt, den Hund mit ins Büro zu nehmen und der Hund dafür auch geeignet ist (Angsthunde sind beispielweise nicht geeignet!), spricht nichts dagegen, den Hund 1-2x pro Woche mit in das Büro zu nehmen. Für alle anderen tage empfehlen wir eine Betreuung, idealerweise in einer Hunde-Tagesstätte, wo der Hund unter seines Gleichen Teil eines Rudels sein darf.

Hat man eine Homeoffice-Regelung können die verbleibenden Tage in der Woche, an denen man nicht in das Büro fährt, auch von Zuhause aus gestaltet werden. Bei einer 100%-Homeoffice-Regelung wiederum empfehlen wir ebenfalls, dass der Hund 1-2x pro Woche „rauskommt“, etwa in einer Hunde-Tagesstätte oder bei Familienmitgliedern oder Nachbarn, die den Hund tagsüber betreuen. So ein Büro-Arbeitsalltag kann für den Hund sehr langweilig sein. Es trägt zur Zufriedenheit des Hundes bei, wenn er 1-2x pro Woche etwas mehr „Action“ hat und etwas anderes sehen, riechen und entdecken darf, als die eigenen vier Wände und die immergleichen Gassi-Runden.

Generell bedarf es einiges an Vorbereitung, damit ein Hund entspannt im Büro bleibt oder auch das Homeoffice gut meistern kann. Mit den Trainingstipps sollte dies jedoch kein Problem darstellen. Es ist lediglich genügend Zeit für das Training einzuplanen. Mit der richtigen Vorbereitung wird der Hund jedoch schnell verstehen, was es bedeutet, wenn Herrchen oder Frauchen im „Arbeitsmodus“ ist. Regelmäßige kleine Pausen zur Interaktion oder einem kleinen Spiel sind wichtig, um den Hund dennoch artgerecht zu halten und die Beziehung zu pflegen.

Bild: © Depositphotos.com / AndrewLozovyi