Warum werden Hunde aggressiv?

Warum werden Hunde aggressivEs ist niemals OK, wenn ein Hund einen Menschen beißt oder zwickt. Die Besitzer finden allerlei Ausreden und Erklärungen, doch dieses Verhalten sollte von keiner Seite her akzeptiert werden.
Ein plötzliches Zuschnappen bei einem Schreckerlebnis zeigt offensichtlich, in welchem mentalen Zustand sich das Tier befindet. Es ist vergleichbar mit der eigenen schlechten Laune und man wird angesprochen. Ein gereiztes “WAS DENN” kommt dem Gegenüber vielleicht ungewollt zu hart entgegen. Der mürrische Hund schnappt als Antwort blitzschnell zu. Ein ausgeglichener Mensch würde bei Rufen seines Namens oder wenn ihm jemand auf die Schulter klopft, nicht in ärgerlichem Tonfall reagieren.

Die typische Reaktion vieler Hundehalter

Eine Menge Leute denken, die Lösung der angespannten tierischen Psyche ist es, die Ursache des Schnappens herauszufinden. Um alle möglichen Auslöser in Zukunft zu vermeiden, werden sämtliche Bekannten angewiesen, den Haushund bloß nicht anzufassen. Es werden dem gefährlichen Tier Entschuldigungen vorgeschoben, anstelle professionelle Hilfe zu holen, um das Benehmen zu korrigieren. Ja richtig, kleine Hunde sind sowieso alle so unberechenbar.

So eine Sichtweise ist unverantwortlich und der Halter sollte überdenken, ob er diesen Hund überhaupt halten sollte. Irgendwann wird dieser Besitzer nicht zur rechten Zeit am rechten Ort sein und jemand wird gebissen. Und schießen dem Besitzer wieder alle jenen Ausreden für die Aggressivität des Hundes durch den Kopf.

Wissen über Hunde aneignen

Manche Besitzer denken, Hunde brauchen keine Führung und es gibt keine Rudelordnung unter Caniden. Menschen sind eine mitfühlende Art. Es verbessert die eigene Seelenlage, dem Hund nur Liebe und Verständnis entgegenzubringen, ohne Führungsansprüche, denn oft wird Führung gleichgesetzt mit Grausamkeit und Unmenschlichkeit. Bei Hunden wird ausgeschlossen, dass sie gewisse Disziplin zu gutem Gedeihen benötigen. Doch bereits die Mutterhündin korrigiert ihre Welpen von Geburt an bis zu dem Zeitpunkt der Trennung. Zu früh von der Mutter getrennte Hundejunge bergen ein höheres Risiko, später zu Beißern zu werden. Warum? Weil die Menschen nicht die nötige Disziplin, Grenzen und Führungsqualitäten wie die Hündin vermitteln – infolge dessen lernt der Welpe kaum gute Manieren. Denken Hundehalter wirklich, dass für den Welpen das Bedürfnis nach Struktur endet, wenn er von der Mutter getrennt wird? Und dass der kleine Canide plötzlich kein Vorbild mehr braucht?

Wir Menschen leben jeden Tag nach festgelegten Regeln. An der roten Ampel muss die Fahrt unterbrochen und abgewartet werden und wir können auch nicht einfach in ein Geschäft gehen und alles, was wir brauchen, mitnehmen, ohne zu bezahlen. Wir müssen das Eigentum unserer Nachbarn respektieren und beißen ihn nicht, wenn er sein Auto auf unserem Stammplatz an der Straße geparkt hat. Und so sollte es auch für einen Hund normal sein, sich in sich in einem erlaubten Rahmen zu bewegen.

Souveräne RudelführerinDer häufigste Grund, warum ein Hund beißt, ist zu wenig Zeit oder gar Vernachlässigung seitens des Besitzers. Nicht allein die Alpha-Position macht einen ausgeglichen Hund. Es ist die Mischung aus Respekt, ruhigem Führungsstil und das Verstehen der tierischen Bedürfnisse sowie der Körpersprache und alle Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn Sie ein Problem mit Ihrem Hund haben, schauen Sie nicht nur nach dem einen Detail, sondern machen sich ein Gesamtbild und berücksichtigen Sie Ihren Lebensstil.


Eine Hausordnung schaffen

Sind einige Leute ängstlich, gestresst, unsicher, wütend oder nervös? Kämpfen diese Leute untereinander oder begegnen sie sich in einer ruhigen, selbstbewussten Art? Ist der Hund kastriert oder sterilisiert? Erhält er tägliche Beschäftigung in Form langer Spaziergänge? Vermittelt ihm die Familie Führung und Regeln? Kommen diese Regeln klar und konsequent von jedem Familienmitglied? Wird der Hund mental gefordert oder ist er nur genervt? Bekommt er tägliche Aufgaben, die seine Intelligenz beanspruchen? Oder ist er ein Tier, dass in einem großen Käfig lebt (Ihre Wohnung) und seine natürlichen Instinkte in angestauter Energie sammelt? Rennt er manchmal wie ein Verrückter durch die Zimmer und den Garten, und Sie denken, ach wie niedlich? Hunde kommunizieren größtenteils über Körpersprache. Verstehen Sie diese? Können Sie sich Ihrem Hund mitteilen, sodass er Sie versteht? Respektiert Ihr Hund Sie? Respektieren Sie Ihren Hund? Ist Ihre Beziehung so, dass Sie immer das tun, was der Hund möchte oder ist es anders herum?

Kennen Sie den Unterschied zwischen harter Strafe und ruhiger, überlegener Disziplin? Verstehen Sie, warum der Mensch verantwortlich ist? Reagiert der Hund so aus Angst oder will er den Schlafplatz beherrschen? Struktur und Regeln zu erstellen ist nicht mit Misshandlung gleichzusetzen und bedeutet keinesfalls, auf Liebe und Zuneigung zu verzichten. Wenn Sie allerdings der Meinung sind, Hundeführung bedeutet aggressiv zu sein oder zu schreien, wird es wohl Zeit, einige Hausaufgaben zu erledigen. Zu behaupten, dass es eine 100%ige Wahrscheinlichkeit gibt, dass kein Hund beißt, wäre naiv. Es gibt allerdings keine schlechten Hunde, sondern eher solche Halter. Es ist deren Aufgabe, die Ursache des tierischen Ungleichgewichts zu lokalisieren und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zur Lösung dazuzuholen. Wenn die Menschen sich ändern, ändert sich der Hund ebenfalls. Aus diesem Grund können Hunde aus dem Tierschutz mit einer Beißer-Laufbahn adoptiert werden, und sie beißen in einem konformen Umfeld nicht mehr zu.


Bestechung hilft nur oberflächlich

Trainer, die ausschließlich positive Verstärkung ohne Führungsarbeit anwenden, können Aggressionen nicht erfolgreich korrigieren. Oft werden Methoden zur Vermeidung von Schlüsselreizen vermittelt. Das Ziel sollte jedoch sein, die Infektion zu heilen, anstatt ein Pflaster darauf zu kleben. Zum Beispiel, wenn Sie Ihrem Hund ins Gesicht pusten und er versucht Sie dafür zu beißen, könnte man über ein Leckerli versuchen, diese Situation mit etwas Angenehmen zu verbinden. Das jedoch macht den Hund keinen Deut vertrauenswürdiger, ihn in der Nähe von Kindern ohne Leine frei laufen zu lassen. Mit dem Einsatz von Leckerlis kann dem Hund gelehrt werden, dass ein bestimmtes Verhalten belohnt wird. Einzelne Situationen können mit Leckerlis entschärft werden, damit jedoch haben Sie nicht die grundlegende Geisteshaltung des Hundes verändert. Er wird wahrscheinlich weiterhin seinen Unmut über Aggression kommunizieren und Sie werden wiederum bestimmte Situationen umgehen.

Richtige Rollenverteilung

Führungsschwäche kann auch zu Angst-Aggressionen führen. Wenn der Hund von weichherzigen Menschen umgeben ist, die keine Rudelordnung vermitteln können, übernimmt der Hund aus Instinkt die Rolle des Anführers. Damit kann sich das Haustier selbst überfordern, Angst entsteht. Bei dem Versuch zu kontrollieren, wofür er nicht fähig ist, entsteht Aggressivität. Die meisten Hunde wollen kein Leittier sein. Ihr Ziel als Besitzer sollte nicht sein, zu bestechen. Arbeiten Sie mit dem Hund, verleihen Sie ihm mentale Stärke und nehmen Sie ihm die Belastung ab, das verantwortliche Leittier zu sein.
Hunde brauchen Führung

Hunde brauchen einen souveränen Rudelführer, damit sie ausgeglichen und friedlich auf ihre Umwelt reagieren. Häufig sind nämlich die Menschen durch mangelnde Führungsqualitäten der Grund dafür, dass der Hund diese Position übernimmt, auch wenn er damit überfordert ist. Daraus erwachsen oft auch Aggressionen. Also: Seien Sie ein souveräner und ernstzunehmender Rudelführer, Ihr Hund wird es Ihnen danken.

Es geht nicht um eine Ausbildung des Hundes, sondern um die Verhaltensmodifikation durch die Einnahme der Lehrer- und Führungsrolle über ihn. Sie bestimmen Regeln und setzen Grenzen. Im Gegensatz zu einem Training soll dem Hund ein natürliches Verhalten beigebracht werden, was er darf und was nicht. In unseren Wohnungen sollen sie nicht nach Lust und Laune machen, was sie wollen. Hunde sollten zu uns aufblicken, um zu wissen, was zu tun ist. Und wir müssen im Gegenzug lernen, mit den Haustieren zu kommunizieren.

 

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