Liebt mich mein Hund oder besitzt er mich?

„LiebtEine Frau wendet sich an einen Hundepsychologen, weil sie das Verhalten des Familienhundes nicht eindeutig versteht. Stellvertretend für viele ähnliche Fälle schildert unser Beitrag die Ursachen und Ansätze zur Lösung einer allseits bekannten Situation.

Was bisher geschah

Es geht um den 2-jährigen Zwergpinscher meiner Tante. Wir kauften den Hund, als er noch ein Welpe war, und ich muss sagen, er hat mich außergewöhnlich lieb gewonnen. Als wir den Hund nach Hause brachten, wer er sehr ängstlich. Ich habe ihn dann auf den Schoß genommen und gestreichelt. Er begann langsam, sich wohl zu fühlen. Meiner Erinnerung nach spürte ich, wie er wie verrückt zitterte, aber nach einer Weile hörte er auf und wurde sehr ruhig. Von diesem Moment an, war er total in mich verliebt; auch wenn er mich nur alle 1 bis 2 Wochen sieht, ist er immer überglücklich, wenn ich zum Haus meiner Tante komme.

Obwohl er ein lebendiges und liebenswürdiges Haustier ist, hat er sonst zu niemandem in der Familie so eine eindrucksvolle Zuneigung entwickelt, wie für mich. Der Hund ist grundsätzlich gut erzogen, aber es ist offensichtlich, dass er meine Tante nicht eindeutig als “Chef” ansieht und nicht alles, was sie sagt, befolgt. Das Tier wurde nie wirklich erzogen. Wir haben auch kein großes Problem mit ihm, der Hund hat ein großes Haus mit Hof, und es ist in Ordnung, wenn er das tut, was er will. Das einzige echte Problem ist, dass er in der Regel bei jeder Kleinigkeit ausdauernd bellt und sehr aggressiv gegenüber Fremden ist.

Ist es möglich, dass der Hund in mir tatsächlich seinen “Alpha” sieht, auch wenn ich ihn in der Woche nur einmal oder zweimal sehe? Auch wenn er (aufgrund mangelnder Ausbildung) etwas stur ist, legt er ausgesprochen großen Wert auf meine Reaktionen: Wenn ich ihn für etwas ausschelte, scheint er sehr traurig und deprimiert zu sein, hört auf, lebhaft und verspielt zu sein. Er geht von selbst in ein anderes Zimmer und legt sich auf den Boden, bis ich zurückkomme und “Frieden” mache. Ich misshandle den Hund absolut nicht in irgendeiner Weise, und ihn ausschelten bedeutet, nur eine laute Stimme und einen Klaps auf das Hinterteil. Auf der anderen Seite, wenn ich mit ihm spiele, ist er unglaublich glücklich und sucht diese Art von Zuneigung bei sonst niemand anderen in der Familie. So versuche ich zu verstehen, ob er mich als eine Art Alpha sieht oder ob ich nur ihr “Spielkamerad” bin. Ich möchte versuchen, ihm eine angemessene Ausbildung zu geben, da ich aber nicht so oft bei im sein kann, macht es ein bisschen schwierig.

Die Antwort:

Es klingt tatsächlich so, dass sich der Hund als der Alpha über Sie beide versteht, vor allem über Sie selbst. Wenn der Hund Sie anspringt, wenn Sie hereinkommen und er überglücklich aussieht, zeigt das nicht seinen Respekt Ihnen gegenüber, sondern er nimmt Sie für sich ein. Denken Sie daran, Hunde gewähren dem Rudelführer Raum und Raum ist Respekt. Das würde durchaus Sinn machen, als der Hund anfangs in einem schwachen mentalen Zustand war, “furchtbar verängstigt und nervös”. Zu dieser Zeit gaben Sie dem Tier Zuneigung und der Hund sah Sie deshalb als schwächer als sich selbst an. In diesem Augenblick wurde er zum Anführer über Sie.

Wenn ein Hund aufgeregt ist, braucht er ein willensstarkes Individuum, das ihn aus dieser Stimmung befreit. Wenn Sie ihm zu dieser Zeit Zuneigung zeigen, leitet der Hund aus Ihrer Energie Schwäche ab. Anstatt sein Führer zu sein, erlauben Sie ihm zu übernehmen. Damit begannen vom ersten Tag an alle Probleme, und darum ist er aggressiv gegenüber Fremden. Er steht sozusagen über den Menschen. Diese Aggression wird zu Beißen führen, wenn Sie den Hund nicht wissen lassen, dass Sie – und alle anderen Menschen – der Chef über IHN sind. Sie senden dem Vierbeiner eigentlich widersprüchliche Signale. Wenn Sie den kleinen Liebling schelten und er geht mit dem Kopf nach unten weg, ist das sein Respekt gegenüber Ihnen als Alpha. Ein Hund, der seine Ohren zurücklegt und sich mit dem Kopf leicht nach unten wegschleicht, sodass Sie freien Raum haben, zeigt so Anerkennung und Respekt. Allerdings, wenn Sie wieder auf den Hund zugehen und “Frieden” machen, wie Sie es nennen, machen Sie, in den Augen des Hundes, das Zugeständnis ihm gegenüber. Das ist sehr verwirrend für einen Hund.

Nur Menschen machen Frieden, wie Sie es beschreiben. Hunde geben Raum und Respekt. Wenn sich ein Hund stolz aufgerichtet stehend mit gespitzten Ohren nähert, zeigt er deutliches Alpha-Verhalten. Wenn ein Hund sich einem Menschen mit gesenktem Kopf nähert und sich kleiner macht, ist das Unterordnen. Wie Sie den Hund beschreiben, übernimmt er die Alpha-Position, weil Sie es ihm so leicht machen. Der Hund will eigentlich gar nicht Alpha sein, doch wenn er schwache Menschen in seiner Nähe spürt, denkt er, in Zugzwang zu sein, sein “Rudel retten” zu müssen. Um Ihre Frage zu beantworten: ja, Sie können durchaus die Führungsrolle ausfüllen, auch wenn Sie nur ab und zu vorbeikommen. Ich wäre zuversichtlich, dass es klappt, aber ermutigen auch Sie Ihre Tante, ein Rudelführer zu sein. Kommunizieren Sie mit dem Hund, wer der Chef ist.

Es ist sehr stressig für einen Hund, zu denken, dass er sich um all die Menschen in ihrer Nähe kümmern MUSS und nicht sicher zu sein, wo sein eigener Platz ist. Dies ist keine Möglichkeit für einen Hund zu leben.

 

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