Beißen abgewöhnen beim Hund – So geht’s!

Beißen abgewöhnenKnabbern an Menschen oder Objekten oder Beißen sind Verhaltensweisen, die man im Zusammenleben mit dem Hund nicht toleriert. Besonders häufig tritt dieses Problem bei Welpen auf. Sie müssen erst einmal lernen, dass sie nicht alles und jeden ankauen dürfen. Da kommt es immer mal wieder vor, dass sie ihre Kraft unterschätzen und mit ihren spitzen Welpenzähnchen zu stark zubeißen. Das kann richtig weh tun. Auch bei erwachsenen Hunden kommt es vor, dass sie beißen. Wobei ein Hund nicht einfach so beißt! Es steckt immer ein Grund oder Auslöser dahinter. Beißen ist die letzte Möglichkeit eines Hundes, sich gegen etwas oder jemanden zu wehren oder zu verteidigen.

Beißhemmung beim Welpen

Welpen müssen die Verhaltensregeln im Zusammenleben mit dem Menschen erst lernen. Die meisten Welpen sind sehr neugierig und ungestüm und lernen ihre Umwelt durch alle Sinne kennen. Daher nehmen Welpen, ähnlich wie kleine Kinder, erst einmal alles in den Mund. Und das kann beim gemeinsamen Spiel auch mal ein Finger sein. Da sie ihre Kräfte noch nicht einschätzen können, kommt es sehr oft vor, dass sie viel zu doll zubeißen.
Und jedem, dem dies schon einmal passiert ist, weiß, wie spitz kleine Welpenzähnchen sind. Man muss dem Welpen also erst einmal beibringen, dass es weh tut, wenn er zu stark zubeißt. Versäumt man dies im Welpenalter, dauert es beim erwachsenen Hund nur viel länger und kann sich als ernsthaftes Problem darstellen, denn erwachsene Hunde haben natürlich auch viel mehr Kraft im Kiefer.

Auslöser fürs Beißen beim erwachsenen Hund

Wenn erwachsene Hunde beißen, kann dies sehr schnell unschöne Folgen haben. Immerhin haben Hunde eine enorme Kraft im Kiefer und können damit großen Schaden anrichten. Allerdings muss unbedingt gesagt werden, dass Hunde nicht einfach so ernsthaft zubeißen. Dieses Verhalten hat immer einen Auslöser. Denn ernsthaftes Beißen ist so ziemlich die letzte Möglichkeit, die ein Hund wählt, um seinem Gegenüber klar zu machen, dass in der aktuellen Situation irgendetwas falsch läuft. Vor dem Beißen sind immer andere Warnsignale wie Knurren oder Zähne fletschen zu beobachten.

1. Beißen aus Angst oder vor Schreck

    • Wenn sich ein Hund erschrickt oder Panik empfindet, sinkt die Hemmschwelle und ein Hund beißt schneller zu, als er es eigentlich tun würde, wenn er sich in einer normalen, entspannten Situation befände.

Angst oder Panik

    sind starke Empfindungen, die das Verhalten eines Hundes stark verändern können. Wenn Hunde sich erschrecken, ist das Beißen häufig ein Reflex.

2. Beißen zur Verteidigung

    Fühlt sich ein Hund bedroht, kann es passieren, dass er denjenigen, von dem er sich bedroht fühlt, früher oder später beißt. Allerdings sind hier immer andere Verhaltensweisen dem Beißen vorgeschaltet. Der Hund beginnt mit drohendem Knurren und steigert sich langsam zum Zähne fletschen. Erst, wenn diese Signale keine Besserung zeigten, wählt ein Hund den letzten Weg und beißt zu. Dabei kann es auch sein, dass zuerst bewusst in die Luft gebissen wird, quasi als Demonstration für den Angreifer, was gleich passiert, wenn sich die Situation nicht entspannt.
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3. Beißen als Verhaltensstörung

    Verschiedene Verhaltensstörungen gehen mit einer herabgesetzten Hemmschwelle zu verschiedenen Verhaltensweisen einher. Der eine Hund kläfft, der nächste knurrt, ein anderer beißt. Welche Verhaltensweise ein Hund wählt, ist meist willkürlich und abhängig von der individuellen Reizschwelle. Es gibt tatsächlich Hunde, die kurzen Prozess machen und direkt angreifen und zubeißen, wenn sie der entsprechende Auslöser dazu triggert. So kennt jeder die Horror-Geschichten von verhaltensauffälligen Hunden, die absolut aggressiv auf Objekte oder andere Hunde reagieren und direkt, ohne weitere Drohsignale, ernsthaft beißen wollen. Solche Hunde sind zum Glück die Ausnahme, kommen aber leider immer wieder vor. Eine intensive Verhaltenstherapie kann dem Hund helfen, oft sind solche Hunde jedoch nicht resozialisierbar.

Unterschied: spielerisches und ernstes Beiß-Verhalten

Wenn Hunde miteinander spielen, kann man wunderbar beobachten, wo die Unterschiede zwischen spielerischem und ernsthaftem Beiß-Verhalten liegen. Denn auch im gemeinsamen Spiel „beißen“ Hunde. Hier ist es jedoch eher ein Knabbern oder Knuppen. Manche Hunde zeigen dieses Verhalten auch gar nicht, andere wiederum mögen so einen harten Umgang. Man erkennt, dass dieses Verhalten kein ernsthaftes Beißen mit der Intention des Verletzens ist, da die Hunde einerseits einfach weiterspielen und andererseits niemand vor Schmerzen aufheult. Genau wie sich Hunde im Spiel jagen, bewusst wegrammen oder aufeinanderliegen, knabbern sie sich auch an. Sollte es doch einmal zu stark sein, wird einmal herzzerreißend aufgeheult und das Spiel sofort unterbrochen. Kurz darauf beschnuppern sich die Hunde und das Spiel nimmt schnell wieder an Fahrt auf.
Ernstem Beiß-Verhalten gehen zunächst Drohsignale voraus. Knurren und Zähne fletschen sind die am häufigsten zu beobachtenden Verhaltensweisen. Spätestens beim Zähne fletschen sollte man als Mensch eingreifen und die Situation klären. Startet ein Hund dann doch den ernsthaften Beiß-Versuch herrscht in der Regel absolute Stille. Ernsthafte Hundeangriffe verlaufen vom Angreifer her fast geräuschlos ab. Hinzu kommt, dass sich der Angreifer in seinem Opfer „festbeißt“, also gar nicht mehr loslässt. Solche Situationen passieren jedoch sehr selten, da Hunde grundsätzlich nicht daran interessiert sind, Menschen oder andere Hunde von jetzt auf gleich einfach so zu verwunden.


5 Tipps zum Beißen abgewöhnen beim Hund

Folgende 5 Tipps sind hilfreich, um Beiß-Verhalten beim Hund einerseits richtig einschätzen und andererseits gezielt abgewöhnen zu können.
1. Beißhemmung beim Welpen trainieren

    • Um dem

Welpen die Beißhemmung beizubringen

    , sollte man sich im Falle des Zubeißens genauso verhalten, wie ein anderer Hund sich verhalten würde: man jault herzzerreißend und laut auf. Hunde verstehen diese Reaktion des Menschen eindeutig besser, als jede Ermahnung oder Rüge. Auch wenn man sich im ersten Moment doof dabei vorkommt: der Hund wird schnell verstehen, dass sein Verhalten nicht in Ordnung war. Sollte er nicht aufhören, bricht man den Kontakt komplett ab. Hat man also gerade mit dem Hund gespielt, beim ersten zu festen Zubeißen aufgeheult, der Welpe unterlässt das Knabbern aber nicht, bricht man das Spiel direkt ab und geht. Aufmerksamkeitsentzug funktioniert bei Welpen erstaunlich gut. Schnell wird er verstehen, dass festes Knabbern oder sogar Beißen nicht toleriert werden.

2. Das Problem des Hundes richtig verstehen – warum beißt er?

    • Um dem Hund das Beißen abzugewöhnen, sollte man zunächst genau klären, warum ein Hund beißt. Gerade, wenn der Hund schon erwachsen ist, liegen Erziehungs- oder Verhaltensprobleme vor. Hier sollte man sich gegebenenfalls auch einen

Hundetrainer an die Hand holen

    , um das Verhalten des Hundes genau zu analysieren und zu verstehen. Erst wenn der Auslöser bekannt ist, kann gezielt dagegen an gearbeitet werden.

3. Konsequentes und intensives Anti-Beiß-Training

    Anti-Beiß-Training ist vergleichbar mit Anti-Jagd-Training: es muss unbedingt konsequent und immer wieder erfolgen. Eine Ausnahme und der Trainingsfortschritt verringert sich enorm. Sobald also das Problem oder der Auslöser für das Beißen bekannt ist, müssen alle Personen, die mit dem Hund Kontakt haben, in gleichem Maße konsequent durchgreifen. Ziehen nicht alle an einem Strang, wird man dieses Verhalten höchstwahrscheinlich nie ganz in den Griff bekommen.

4. Kindern die Kommunikation mit Hunden erklären

    • Besonders im

Kontakt mit Kindern

    ist Beißen absolut inakzeptabel. Auch der liebste Hund kann aber im Kontakt mit Kindern irgendwann zubeißen. Meist liegt es daran, dass Kinder die Signale des Hundes nicht verstehen und ihn schlicht und einfach nerven. Daher sollte man niemals Kinder und Hund allein lassen. Kinder sollten von Anfang an lernen, dass der Hund kein Spielzeug oder Kuscheltier ist und genauso Gefühle und Bedürfnisse hat, wie sie selbst. Der Hund ist ein vollwertiges Familienmitglied und sollte demnach auch von Kindern entsprechend respektiert werden. Besonders häufig kommt es vor, dass Kinder nach der Rute eines Hundes greifen. Leider reagieren die meisten Hunde reflexartig mit Schnappen oder Beißen, wenn ihnen überraschend an die Rute gegriffen wird. Niemand wird gern von hinten erschreckt! Daher sollte Kindern in jedem Fall beigebracht werden, dass die Rute immer Tabu ist.

5. Prüfen, ob ein Maulkorb vorübergehend sinnvoll ist

    Sollte ein Verhaltensproblem vorliegen, ist es sinnvoll, über einen Maulkorb nachzudenken. Nicht unbedingt für immer, aber vorübergehend sollte der Hund einen tragen. Sicherlich hat der eigene Hund schon einen entsprechenden Ruf in der Nachbarschaft, wenn seine Hemmschwelle zum Beißen sehr niedrig ist. Die meisten Leute entspannen sich erst einmal, wenn der Hund einen Maulkorb trägt. So gestalten sich die Begegnungen schon mit viel weniger Anspannung, was sich auch auf den Hund auswirkt. Ein intensives Verhaltenstraining ist in solchen Fällen die einzige Möglichkeit, dem Hund das Beißen abzugewöhnen.

Zusammenfassung

Welpen das Beißen abzugewöhnen, ist keine große Aufgabe und schnell erledigt, wenn man ein paar Mal konsequent durchgreift. Bei erwachsenen Hunden ist es wichtig, den Auslöser für das Beißen zu kennen, um dann entsprechende Maßnahmen einleiten zu können. Beißt oder schnappt der Hund aufgrund von Angst oder weil er sich erschreckt hat, sollte man dafür sorgen, dass diese Situationen nicht erneut eintreten. Dann wird der Hund auch nicht wieder beißen. Beißen ist für Hunde, die nicht verhaltensgestört sind, die letzte Möglichkeit, jemandem Bescheid zu geben, dass etwas gerade überhaupt nicht ok ist. Knurren oder Zähne fletschen sind Drohsignale, die dem Beißen immer vorgeschaltet sind. Psychisch gesunde Hunde beißen äußerst selten, nur dann, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen. Hat ein Hund eine niedrige Hemmschwelle, was das Schnappen oder Beißen betrifft, liegt sehr häufig ein Erziehungs- oder Verhaltensproblem vor, das es schleunigst zu lösen gilt. Vorübergehend kann das Tragen eines Maulkorbs schon für etwas Entspannung sorgen, insbesondere dann, wenn der Hund schon auffällig geworden ist. Bei ernsthaften Verhaltensproblemen ist das Hinzuziehen eines professionellen Hundetrainers zu empfehlen, um den Hund möglichst schnell wieder zu resozialisieren.

Bild: © Depositphotos.com / castenoid