Zecken – Gefahr für Mensch und Hund

Zecken Gefahr für Mensch und HundZecken sind spinnenähnliche Tiere, die sich vom Blut ihrer Wirte – Menschen und Tiere – ernähren und dabei ihre Opfer mit gefährlichen oder schlimmstenfalls tödlich verlaufenden Krankheiten infizieren können. Von Frühjahr bis Herbst ist es Pflicht für Hundebesitzer, nach jeder Gassirunde ihren Hund, am besten noch vor Betreten der Wohnung, gründlich zu kontrollieren. Unser Bericht informiert ausführlich und stellt traditionelle Volksweisheiten zum Umgang mit Zecken in Frage.

Der Lebenszyklus

In ihrem Leben durchlaufen Zecken verschiedene Entwicklunsphasen. Bis zu 3000 Eier legt eine einzige weibliche Zecke, aus der winzige Larven schlüpfen, die einen halben Millimeter groß und mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Sie besitzen 6 Beine, sodass Zecken genau genommen zu den Milben zählen. Larven befallen hauptsächlich Kleintiere wie Igel oder Mäuse, um sich die lebensnotwendige Blutmahlzeit zu holen. Nach diesem ersten Blutsaugen fällt die Larve ab und reift nach mehreren Wochen zur Nymphe heran.
In dieser Zeit erreicht sie ihre doppelte Größe und häutet sie sich daher. In diesem Stadium kommt noch ein weiteres Beinpaar dazu und der Panzer erhärtet. Die immer noch geschlechtslosen Nymphen suchen sich wiederum einen Wirt, dessen Blut sie für den nächsten Entwicklungsschritt braucht.Nach der zweiten Blutmahlzeit und einer weiteren Häutung wächst die Nymphe zur erwachsenen Zecke heran, wobei sich männliche und weibliche Tiere ausbilden. Ihre Größe beträgt, ohne dass sie vollgesaugt sind, 2 – 4 mm. Nur weibliche Zecken saugen Blut, dass sie zur Bildung von Eiern benötigen. Dabei wachsen sie bis zur Größe eines Maiskorns an und vervielfachen ihr Gewicht auf das 200-fache. Männliche Zecken bleiben kleiner und saugen nicht. Ihre Aufgabe beschränkt sich auf das Befruchten der Weibchen, die durch das Ausströmen eines Duftstoffe gefunden werden. Nach der Paarung stirbt das Männchen. Vollgesogen fällt das Weibchen nach etwa 10 – 14 Tagen vom Wirt ab, um sich in den kommenden Wochen auf die Eiablage vorzubereiten. Nachdem rund 3000 Eier abgelegt sind, stirbt auch das Weibchen und ein neuer Kreislauf beginnt.


Wann ist Zeckenzeit?

Zweimal jährlich erreicht die Zeckensaison in Deutschland Höhepunkte: Der erste Schub erfolgt von März bis Juni, eine zweite Welle kommt im September und Oktober. Optimale Lebensbedingungen bieten Temperaturen um die 20 Grad Celsius und 80 – 95 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Vereinzelt werden Zecken bereits ab 7 °C aktiv, trockene Sommer hingegen verringern die Population. Nicht außer Acht lassen darf man auch andere Faktoren, beispielsweise die Einschleppung von Zecken aus dem Mittelmeerraum nach der Urlaubsreise. Im milden Klima dort ist fast das ganze Jahr über Saison. Auch die globale Erderwärmung macht sich bemerkbar und die steigende Anzahl von Biotopen und Naturschutzgebieten. Daneben haben neue Forschungen ergeben, dass mit Krankheitserregern befallene Zecken resistenter sind als nicht infizierte Artgenossen und obendrein länger und in weit größerem Temperaturbereich überleben. Freilaufende Haustiere sollten daher in Gebieten mit erhöhtem Aufkommen infizierter Zecken ganzjährig mit Zeckenschutzmittel behandelt werden. Natürliche Feinde sind einige Vogelarten, die Zecken fressen und der Befall mit einer bestimmten Art Fadenwürmer führt zum Tode. In Afrika und den USA werden Miniwespen eingesetzt, die ihre Eier in dem Vieh anhängenden Zecken ablegen. Die Larven fressen die Zecken von innen her auf, bis nur noch leere Hüllen zurückbleiben.

Wo leben Zecken?

ZeckenDie Blutsauger lieben feuchtwarme Umgebung. Im Freien lauern sie an Bächen, Feuchtgebieten, Wiesen, Wäldern oder Parks. Sie leben in Bodennähe bis maximal 60 cm hoch in Büschen, im Unterholz oder an Grashalmen. Aus dieser Position erreichen die Parasiten Kleintiere oder auch Hunde und Menschenbeine, die beim Vorbeigehen Äste und Halme streifen. Auf diesen günstigen Moment warten die Zecken, denn sie können weder springen noch fliegen, lediglich kurze Strecken legen sie zu Fuß zurück. Trockenzeiten überleben Zecken im feuchten Untergrund unter Laub, jedoch nach einer Regenschauer sind die Plagegeister besonders aktiv. Die Verbreitung übernehmen die Wirtstiere, auf denen sich die Parasiten niedergelassen haben. Zecken begleiten auch Holztransporte sozusagen als blinde Passagiere und gelangen so in kurzer Zeit weit entfernte Regionen. Auch der heimischen Garten ist ihr Lebensraum, sodass sie sich der Wohnung durchaus auch hinter Fußleisten im heimischen Badezimmer oder in der Hundehütte einnisten können.


Wussten Sie eigentlich….

Viele überlieferte Weisheiten über Zecken halten sich hartnäckig, obwohl sich Vieles dabei längst als Irrtum herausgestellt hat. Einige gängige Meinungen zur Lebensweise, der Übertragung von Krankheiten und dem Schutz vor Ansteckung haben wir einmal zusammengestellt.

Eine Kopfbedeckung schützt vor Zecken
Das ist falsch, denn Zecken leben in Bodennähe oder bis ungefähr einem Meter Höhe. Dort sitzen sie auf Grashalmen oder in Büschen und werden beim Vorübergehen abgestreift. Sie lassen sich nicht von Bäumen auf ihre Opfer fallen, da sie diese Strecke zu Fuß nicht bewältigen. Also ist die Kopfbedeckung gegen Zecken nutzlos.

Ich gehe ja selten in den Wald
Längst nicht nur Forstarbeiter und Jäger sind besonders hohem Risiko, was Zeckenstiche angeht, ausgesetzt. Die Plagegeister sitzen ebenso im Garten, im Schwimmbad, auf Campingplätzen oder Parks. Die meisten Menschen werden in ihrer Freizeit gestochen, die sie im Grünen oder am Wasser verbringen.
Wir wohnen nicht in Süddeutschland
Dieses Argument wiegt zahlreiche Bewohner in nördlicheren Gegenden in trügerischer Sicherheit. Lyme-Borreliose infizierte Zecken sind überall. Der Schwerpunkt mit FSME infizierten Parasiten liegt im süddeutschen Raum, doch die Ausbreitung Richtung Norden ist unaufhaltsam. Auf der Deutschlandkarte sind stark und weniger stark befallene Bereiche eingefärbt.
Frühsommer-Meningo-Enzephalitis ist nur im Frühsommer akut
Diese Erkrankung wurde erstmals in der Frühsommerzeit beschrieben, daher kommt die Bezeichnung. FSME infizierte Zecken sind aktiv, wenn die Temperaturen über 7 °C liegen. So vergrößert sich der Zeitraum, gestochen zu werden, übers laufende Jahr enorm.
Mit Öl, Nagellack oder Klebstoff Zecken entfernen
Diese Methoden sind falsch und gefährlich, denn im Todeskampf stößt die Zecke Krankheitserreger , Bakterien und Eier aus, die die an der Einstichstelle Infektionen und Entzündungen auslösen. Das richtige Entfernen der Zecke geschieht mit einer Zeckenzange, einer spitzen Pinzette oder einem Zeckenheber. Auch Zeckenkarten oder -schlingen sind im Handel erhältlich. Die Zeckenzange wird direkt über der Hautoberfläche angesetzt, der Parasit etwas bewegt und gerade nach oben herausgezogen, ohne ihn zu verletzen. Kontrollieren, ob auch der ganze Körper mitsamt Kopf entfernt wurde.
Anliegende Kleidung schützt ausreichend.
Zecken krabbeln solange auf der Kleidung herum, bis sie eine Einstiegsstelle gefunden haben. Sie bewegen sich aufwärts, setzen sich vielleicht am Bein fest, unter dem Uhrband oder im Nacken. Bei Waldspaziergängen hat es sich bewährt, die Hosenbeine in die Socken zu stecken, um den Zecken das Eindringen zu erschweren. Vorteilhaft ist das Tragen heller Kleidung, worauf man die Zecken besser sehen und vor dem Festsetzen entfernen kann.
Die Zecke entfernen wir zu Hause.
Am besten nimmt man die Zeckenzange immer mit, um sie bei Bedarf sofort zur Hand zu haben. FSME-Viren werden sofort übertragen, die Infizierung mit Lyme-Borelliose-Erregern erfolgt erst nach dauerhaftem Blutsaugen. Auch das richtige Entfernen der Zecke kann das Risiko einer Erkrankung verringern.

Zecken auf dem Hund

Hunde, die ihrem Halter im Gelände lange Strecken durch hohes Gras, Laub und Gebüsch vorauslaufen werden zwangsläufig viel häufiger von Zecken befallen, als ihre Artgenossen bei einem gemächlichen Spaziergang durch das Wohngebiet. Ebenso begünstigen langhaariges Fell, ein Körperbau mit kurzen Beinen und große Bewegungsfreude das Abstreifen der Zecken. Nach einem Ausflug in die Natur sollten Zecken entfernt werden, denn wenn die vollgesaugten Parasiten im heimischen Garten oder in der Wohnung abfallen, werden sie sich dort in aller Ruhe vermehren und somit das Risiko auch für den Menschen erhöhen, gestochen zu werden.
Typische Stellen

An folgenden Stellen beißen sich Zecken bei Hunden besonders gern fest:

    • Gesicht
    • Ohren
    • Hals/Nacken
    • Arm- und Kniebeugen
    • Zwischen den Zehen/Fußballen

Mehr als 50 verschiedene Krankheiten können infizierte Zecken beim Blutsaugen an ihre Wirte weitergeben. Die meisten Zecken sitzen rund ums Maul, in den Ohrmuscheln, an den Ohrenrändern, am Hals, im Nacken oder in den Arm- und Beinbeugen, wo die Haut besonders dünn ist. Mag der Hund nicht wie gewohnt laufen, sollten die Füße ebenfalls gründlich nachgesehen werden, da sich Zecken gern zwischen den Zehen und den Fußballen verstecken.

Richtig entsorgen

Gezogene Zecken müssen unschädlich gemacht werden, ohne dabei in direktem Kontakt mit dem Menschen zu kommen, der sich an den austretenden Körperflüssigkeiten mit möglichen Krankheitserregern infizieren kann. Sicher und schnell entsorgt man die Zecke, indem man sie beispielsweise in ein Glas mit Sagrotan, hochprozentigem Alkohol oder Wasser-Spülmittel-Lösung ertränkt. Ebenso effektiv ist es, die Zecke in Toilettenpapier einzuwickeln und ein Trinkkglas oder einen anderen harten Gegenstand mit viel Druck darüber zu ziehen. Ebenso kann man die Zecke verbrennen. Einfach in der Toilette herunterspülen ist nicht ratsam, da Zecken gute Schwimmer sind und herauskrabbeln können oder die Ratten in der Kanalisation befallen und sich dort vermehren.

Heimische Zeckenarten

Der gemeine Holzbock ist die am meisten verbreitete Zecke in Mitteleuropa. Der Schild nüchterner Holzbockweibchen ist rotbraun mit dunklem Fleck, beim Blutsaugen färbt sich der wachsende Körper grau. Die Männchen sind nur stecknadelkopfgroß und schwarz. Sie laufen auf der Suche nach dem Weibchen im Fell herum, um die Fortpflanzung zu vollziehen. Die hellbraunen Larven oder dunkelgraue Nymphen befallen seltener Hunde und verbleiben nur wenige Tage auf kleinen Wildtieren. Der gemeine Holzbock überträgt Anaplasmose, Borelliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) auf Mensch und Tier.

Die Auwaldzecke befällt nur als erwachsener Parasit Hunde. Larven und Nymphen bevorzugen als Wirte Kleinsäuger. Das Vorkommen ist lokal begrenzt und die Aktivität dieser Spezies beginnt bereits bei 0 °C. Der Rückenschild ist braun marmoriert und die Männchen sind fast so groß wie die Weibchen, da auch sie zwecks Fortpflanzung über mehrere Tage Blut saugen. Auwaldzecken können Hunde mit Babesiose infizieren, auch Hundemalaria genannt. Die Erreger zerstören die roten Blutkörperchen. Bei Symptomen sollte sofort der Tierarzt aufgesucht werden, da ohne Behandlung die Krankheit bei Hunden tödlich endet. Menschen sind nicht betroffen.

Die Igelzecke hält sich überwiegend in den Nistplätzen und in der unmittelbaren Umgebung ihrer bevorzugten Wirte auf, Fleisch fressender Kleinsäuger. Doch auch Hunde, die gern im Erdreich wühlen, befällt diese Zecke ebenso. Eine Infektion kann in der Bepflanzung an der Hundewiese, an Parks oder im Gelände erfolgen, überall wo Igelbauten unter dem Gebüsch sind. Igelzecken saugen in jedem Entwicklungsstadium Blut und verfärben sich dabei von dunkel nach hell bis fast weiß. Menschen verschont die Igelzecke, doch Wirtstiere können sich mit Borellien oder FSME infizieren.

Die Schafzecke kommt vorwiegend im süddeutschen Raum vor. Ihr Lebensraum sind sonnige Flussniederungen, auf denen Schafherden grasen. Vom Aussehen ähnelt die Schafzecke mit tropfenförimigem Körperbau und braun marmoriertem Panzer der Auwaldzecke. Nur ausgewachsene Tiere saugen Blut von größeren Wirten, Katzen und Hunden. Infizierte Schafzecken können u.a. Hundebabesiose sowie die für Menschen gefährliche und meldepflichtige Infektionskrankeit Q-Fieber übertragen. Die Ansteckung erfolgt durch Einatmen von Staub, der mit Läusekot vermischt ist.

Die braune Hundezecke ist in Südeuropa und Nordafrika beheimatet. Die Verbreitung in Mitteleuropa ist auf Einschleppung durch mitgeführte Hunde bei Urlaubsreisen zurückzuführen. Zum Überleben braucht die Spezies warmtrockenes Klima, sodass sie sich in allen Winkeln beheizter Wohnungen, in Tierheimen oder Hundehütten verkriecht und vermehren kann. Die braune Hundezecke kann die Krankheiten Ehrlichiose, Babesiose übertragen. Durch Verschlucken können Hunde sich ebenfalls mit Hepatozoonose infizieren.


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