Kontinentaler Zwergspaniel

„KontinentalerDer Kontinentale Zwergspaniel mit seinen Varietäten Papillon und Phalène ist ein attraktiver und fröhlicher Hund. Sein gewinnendes Wesen macht ihn zu einem liebenswerten Begleiter, der sich seinem Menschen eng anschließt.

Die Herkunft der Kontinentalen Zwergspaniel

Woher der Kontinentale Zwergspaniel ursprünglich stammt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass China seine Heimat wäre und Marco Polo ihn im 13. Jahrhundert von seinen Seereisen importiert hat. Mit Schiffen soll er ebenso den Weg nach Mexiko gefunden haben.

Die späteren Eroberer Mexikos sollen im 16. Jahrhundert diese Hunderasse wieder nach Spanien mitgenommen haben. Die weitere Verbreitung verlief wahrscheinlich über die Niederlande nach Belgien, wo in Antwerpen und Brüssel mit der Zucht begonnen wurde. Es kursieren auch Meinungen, dass der Ursprung in Frankreich läge, doch die Tatsache, dass die Rasse schon vorher als Epagneul (Spaniel) bekannt war, liefert einen Hinweis auf spanische Herkunft.
Die ältesten europäischen Exemplare des 16. und 17. Jahrhunderts besaßen durchweg lange Hängeohren und man nannte sie Zwergspaniel (Espagneul Nain).


Beliebtes Motiv der alten Meister

Eine lange Reihe bekannter Maler aus ganz Europa haben adelige Damen und andere bedeutende Menschen zusammen mit Zwergspanieln auf ihren Gemälden verewigt, die schon damals als Luxushunde der Oberklasse gehalten wurden. Darstellungen, die dem Phalène entsprechen, stammen bis 1480 ausschließlich von italienischen Meistern aus der Gegend um Florenz. Das älteste Bild schuf Giotto di Bondone (1266 – 1337) und weltberühmt sind die Werke Tizians wie Portrait of Eleonora Gonzaga della Rovere oder Die Venus von Urbino. Der Papillon taucht später auf vielen royalen Gemälden auf. Der belgische Meister Peter Paul Rubens malte die hübschen Schmetterlingshündchen als zierendes Beiwerk auf seine Gemälde “Heirat der Marie de Medici” und auf dem Porträt zu Ehren der Geburt von Louis XIII.

Man geht davon aus, dass die Zwerghunde mit Katharina von Medici, als sie 1533 König Heinrich II. heiratete, nach Frankreich kamen. Ab dieser Zeit entstehen französische Gemälde mit Phalène-Hunden als zierendes Beiwerk adliger Persönlichkeiten bis hin zu Sonnenkönig Ludwig XIV oder Königin Marie Antoinette. Als Gastgeschenke und weil hochgestellte Damen ihre Schoßhündchen bei der Einheirat selbstverständlich mitbrachten, konnten sich die seltenen und kostbaren Tiere über mehrere Jahrhunderte hinweg von Schweden bis Österreich in ganz Europa verbreiten. Zwergspaniel lebten auch am englischen Königshof, was durch Abbildungen belegt ist. Auf der Insel gab man jedoch Exemplaren mit größerem Kopf und breitem, kürzeren Fang den Vorzug, sodass im 18. Jahrhundert der Englische Toy Spaniel als eigenständige Rasse entstand. Eine besondere Würdigung erfuhr der Kontinentale Zwergspaniel in Österreich: Die damalige Kaisern Maria Theresia hat ihren Lieblingshund für die Nachwelt erhalten: Der Kontinentale Zwergspaniel, ein Phalène, sitzt seit 1740 oder 1750 präpariert auf einem roten Seidenkissen unter einer Glasabdeckung, wo er bis heute im Wiener Naturhistorischen Museum zu bewundern ist.

Die zwei Varietäten Phalène und Papillon

Ungefähr zum Ende des 17. Jahrhunderts erscheint erstmals ein Typus mit aufgerichteten Ohren auf den Gemälden: der Papillon. Einige Zeitgenossen schlossen aufgrund der ähnlichen Kopfform und der Trageweise der Ohren in typischem 45° Winkel auf eine Verbindung zum mexikanischen Chihuahua. Beide Varietäten kommen in einem Wurf vor, wobei sich die Stehohren nach den ersten Lebenswochen ausbilden – oder auch nicht. Bis auf die unterschiedliche Stellung der Ohren sind beide Varietäten gleich. Seinen Namen erhielt der Papillon (französisch: Schmetterling), auch Schmetterlingshündchen genannt, aufgrund seiner großen und sehr beweglichen, seitlich abstehenden Ohren. Die Form, betont durch die Kontrastfarbe, erinnern an ausgebreitete Schmetterlingsflügel, besonders wenn die erwünschte weiße Blesse über den Kopf und die Gesichtsmitte verläuft.

Phalène, der ältere Schlag, heißt übersetzt Nachtfalter, da seine Hängeohren, wie die Flügel des Insekts, zu Boden zeigen. Obwohl aus ihm die Rassen die Cavalier King Charles Spaniel und King Charles Spaniel hervorgingen, ist der Phalène nur noch sehr selten anzutreffen.


Beginn der Reinzucht in der Neuzeit

Die Glanzzeit der Zwergspaniel endet vorerst mit dem Untergang der Aristokratie in der Französischen Revolution. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entdecken Züchter in Belgien und Frankreich den in Vergessenheit geratenen Kontinentalen Zwergspaniel neu. Dank ihrer intensiven Bemühungen, die Rasse wieder auferstehen zu lassen, bestimmte der FCI als offizielle Herkunft den belgisch-französischen Raum. Es entstehen Zuchtverbände, die Ahnentafeln als Nachweis für die Verpaarung von gleichrassigen Tieren führen. Der erste Rassestandard für den Kontinentalen Zwergspaniel wird im Jahre 1905 festgelegt. In Großbritannien wurde der erste Papillon 1906 registriert, die Gründung des ersten Zuchtvereins und dessen Aufnahme in den Britischen Kennel Club fand allerdings erst im November 1923 mit 17 Papillons statt. Im Folgejahr ist die Anzahl bereits auf 64 Exemplare angewachsen. In den USA erkannte der Amerikanische Kennel Club 1915 den Papillon als Rasse an. 1930 begannen die Vorbereitungen zur Gründung des ersten Rasseclubs, 1935 fand die Aufnahme in den AKC statt.

Auf internationalen Ausstellungen wird für Phalène und Papillon jeweils ein eigenes Schönheits-Championat nach den Vorgaben des FCI-Reglements vergeben. Die Anwartschaft auf diesen Titel heißt Certificat d’Aptitude au Championnat International de Beauté (CACIB) und die Vergabe des Titels erfolgt durch den kynologischen Dachverband FCI mit Sitz in Thuin, Belgien.

Körperbau und Haarkleid

Im Vergleich zu größeren Spanieln ist der Kopf des Papillons leichter und kürzer. Der Schädel darf eine Mittelfurche andeuten und sollte nicht zu rundlich sein. Der Stopp ist bei kleinen Exemplaren stark ausgeprägt, bei schweren Hunden flacher. Die Ohren sind hoch am Oberkopf angesetzt und sollten so weit auseinander platziert sein, dass die Rundung des Schädels erkennbar bleibt. Das Leder der und Hängeohren ist fein aber fest, die Ohrspitzen müssen abgerundet sein. Beim hängeohrigen Phalène sind die Ohren auch in der Ruhestellung überaus beweglich und mit gewelltem, sehr langem Haar besetzt. Der Papillon trägt seine Stehohren mit seitlich gerichteter Ohrmuschel, wobei der innere Rand zur Horizontalen im
45°-Winkel steht, jedoch keinesfalls in der Art eines Spitzes aufrecht gerade. Die Außenseiten der Ohrmuscheln sind lang behaart mit befransten Rändern. Bei einer Verpaarung von Phalène und Papillon entstehen oftmals halb aufrecht stehende Kippohren, was als schwerer Fehler bewertet wird. Die stark pigmentierten Lider unterstreichen noch den ausdrucksvollen Blick der dunklen, mandelförmigen Augen. Spitz zulaufend, mit geradem Nasenrücken und kürzer als der Schädel fällt der Fang aus. Die schmalen Lefzen liegen straff an und sind ebenfalls stark pigmentiert. Der Nasenschwamm ist schwarz, klein und rundlich. Ein mittellanger Hals zeigt im Nacken eine leichte Wölbung, der Brustkorb ist breit und durch die gut gewölbten Rippen ziemlich tief. Der Körper ist etwas länger als hoch. Die obere Profillinie ist weder gewölbt noch eingesunken, die untere Profillinie verläuft mit leicht aufgezogenem Bauch. Lange, üppige Fransen zieren die hoch angesetzte Rute. Bei Aufmerksamkeit trägt der Papillon sie gebogen über der Rückenlinie, jedoch keinesfalls eingerollt oder flach aufliegend. Die feinen Gliedmaßen verlaufen gerade und dürfen nicht hochbeinig erscheinen. Vorder- und Hinterläufe enden in sogenannten Hasenpfoten, die gleichmäßig auf den Ballen stehen. Die sehr langen Haare aus den Zehenzwischenräumen bilden eine Spitze, die über die Pfote hinausragt. Das reichliche, seidige Haarkleid besitzt keine Unterwolle. Am Kopf, an der Vorderseite der Läufe und unterhalb der Sprunggelenke ist es glatt anliegend und kurz, am Körper ca. 7,5 cm lang. Die Ohren, die Rückseiten der Beine und die Rute sind mit bis zu 15 cm langen Strähnen reich befedert. Papillons ziert ein schön gewellter Kragen aus längerem Haar. Die vorherrschende Grundfarbe des Haarkleides muss weiß sein, Abzeichen sind in allen Nuancen zugelassen. Gern gesehen wird eine weiße Blesse, die den Kopf in zwei symmetrische Hälften teilt. Kontinentale Zwergspaniel werden in zwei Gewichtsklassen eingeteilt: Rüden und Hündinnen von mindestens 1,5 kg bis 2,5 kg sowie Rüden von 2,5 kg bis 4,5 kg und Hündinnen von 2,5 kg bis 5 kg.

Wesen und Charakter des Papillon / Phalene

Der Kontinentale Zwergspaniel besitzt eine hohe Intelligenz und er hat das starke Bedürfnis, seinem Menschen zu gefallen. Papillons benötigen eine straffe Erziehung, zumindest die Grundkommandos und die Hausordnung sollte er kennen. Er wird immer wieder testen, wer das Sagen hat. Es besteht die Tendenz nachzugeben, doch es ist essenziell, dem Hund zu zeigen, wer der Chef ist. Das Wesen des Papillons ist freundlich und er genießt das Zusammensein mit anderen Haustieren und Kindern, besonders wenn alle zusammen aufwachsen. Es macht ihn glücklich, immer und überall dabei zu sein, vor allem Autofahrten liebt er. Ein Zwergspaniel ist feinfühlig, aber selten lethargisch. Gern rennt und tobt er, doch seine akrobatischen Sprünge von der Sessellehne sollte man unterbinden, da das Verletzungsrisiko doch recht hoch ist. Ebenso gefährlich kann es für einen zart gebauten Welpen werden, ihn mit Kleinkindern spielen zu lassen, die ihn grob anfassen oder vom Arm fallen lassen. Papillons sind gut für die Wonhungshaltung geeignet, täglich ausreichend lange Spaziergänge halten die gute Kondition und bringen Abwechslung, wenn der aufmerksame Papillon zum Beispiel ein Eichhörnchen entdeckt und ihm hinterherjagt. Etwas Umsicht, wenn er ohne Leine läuft, ist nicht verkehrt, denn der Zwergspaniel hat keinen Respekt vor großen Hunden und anders herum kann ein großer, aggressiver Artgenosse den Papillon als potenzielle Beute ansehen. Die Rasse gewöhnt sich nach einem Umzug rasch an die neue Umgebung, was ein großer Vorteil bei der Adoption eines erwachsenen Tieres ist. Einige Papillons bellen viel, doch die Mehrheit beschränkt sich darauf, ankommenden Besuch lautstark zu begrüßen. Gibt es Auslauf im heimischen Garten, hat die Absicherung der Grundstücksgrenze oberste Priorität. Papillons finden jede Möglichkeit, durch weite Gitterstäbe oder unter dem Zaun zu entwischen.

Die Gesundheit

Kontinentale Zwergspaniel sind gesundheitlich robust und weitgehend frei von Erbkrankheiten. Wie bei kleinen Rassen häufig, kann eine Verschiebung der Kniescheibe (Patellaluxation), Fehler bei der Zahnstellung oder Probleme am Gaumen auftreten. Die Augen können manchmal zu starkem Tränenfluss neigen. Ein vererbter Gendefekt ist die Ursache für Progressive Retinaatrophie, einer bis heute unheilbaren Netzhautablösung, die zur Erblindung führt. Verantwortungsvolle Züchter führen vor einer Verpaarung Gentests durch, um diese beiden Risiken weitgehend auszuschließen. Käufer sollten darauf achten, dass die Welpen in familiärem Umfeld aufwachsen, damit sich die recht sensiblen Tiere psychisch gut entwickeln, und später keine Verhaltensstörungen zutage treten. Bei älteren Exemplaren werden teilweise Herzerkrankungen beobachtet, die meist das Endergebnis ungesunder Ernährung und zu wenig Bewegung sind. Anspruchsvolle Hundesportarten wie Obedience, Agility oder Flyball eignen sich gut für den Kontinentalen Zwergspaniel und auch als Therapiehund wird er erfolgreich eingesetzt. Die Fellpflege gestaltet sich mit wöchentlich dreimal durchkämmen unkompliziert, da Unterwolle fehlt. Im Seidenhaar kann sich auch kein unangenehmer “Hundegeruch” festsetzen, die reinlichen Papillons machen draußen um Schmutz sowieso einen großen Bogen.

 

Der Kontinentale Spaniel im Überblick
    • Herkunft: Belgien und Frankreich
    • FCI Standard Nr. 77, Gruppe 9 Gesellschafts- und Begleithunde, Sektion 9 Kontinentaler Zwergspaniel
    • Alternative Namen: Schmetterlingshündchen / Papillon und Phalène
    • Varietäten: der Pappillon (Schmetterling), das Phalène (Nachtfalter)
    • Widerristhöhe: ca. 28 cm
    • Zwei Gewichtsklassen: Rüden und Hündinnen 1,5 kg – 2,5 kg und Rüden 2,5 kg – 4,5 kg, Hündinnen 2,5 kg – 5 kg
    • Haarkleid: mittlellanges, seidiges, gewelltes Deckhaar, keine Unterwolle
    • Fellfarben: weiße Grundfarbe mit Abzeichen jeder anderen Farbe
    • Augen: groß und mandelförmig von dunkler Farbe
    • Ohren: Stehohren (Papillon) oder Hängeohren (Phalène) mit abgerundeten Spitzen
    • Körperbau: etwas länger als hoch
    • Einsatz: Familienhund, Begleithund, Hundesport, Therapiehund
    • Charakter: selbstbewusst, aufmerksam, sensibel, anhänglich
    • Gesundheitsrisiken: Patellaluxation, Progressive Retinaatrophie (PRA)
    • Lebenserwartung: 12 – 16 Jahre

 

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