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Die Englische Bulldogge strahlt allein schon durch ihr massives Aussehen ein souveränes Auftreten und entschlossene Standhaftigkeit aus, doch ihr Wesen ist bei guter Erziehung ruhig und sanftmütig. Der sensible und anhängliche Begleithund ist besonders für Familien mit größeren Kindern geeignet.
Im 17. Jahrhundert wird erstmals der Name Bulldog erwähnt. Entstanden aus dem ursprünglich positivem Gedanken, streitende Bullen zu schützen, die den Bauern auf dem Markt viel Geld einbrachten, wurden die Hunde nun zur Volksbelustigung auf angebundene Stiere gehetzt. Die Zucht der Kampfhunde zielte dahin gehend auf möglichst hohe Aggressivität und einen massigen Körper ab. Die zurückliegende Nase ermöglichte freies Atmen, wenn sich der kurze, aber gewaltige Kiefer in der Stiernase festgebissen hatte, bis der Stier zu Boden ging. Die immense Angriffslust steigerte sich zahlreichen Berichten zufolge so weit, das die “Bullbaiter” trotz selbst erlittener schwerer Verletzungen wie gebrochene Läufe oder von den Stierhörnern aufgeschlitzte Bäuche unbeirrt weiterkämpften, oft bis zum eigenen Tode. Bulldoggen, die sich an anderen Stellen festgebissen hatten, galten als unwert und wurden von allen Kämpfen ausgeschlossen. Der schwer verletzte Stier wurde anschließend geschlachtet und das Fleisch verkauft. Rechtfertigung für das grausame Bullbaiting war die Auffassung, dass nur mit Stresshormonen gesättigtes Rindfleisch genießbar wäre. Nach dem gesetzlichen Verbot der blutigen Schaukämpfe ließ man daraufhin Bulldoggen gegen Bären, Affen, Dachse oder sogar Löwen antreten. Man ließ ebenso Bulldoggen gegeneinander kämpfen, bis 1835 in Großbritannien sämtliche Hundekämpfe gesetzlich verboten wurden.
Mit den Gesetzen der Regierung wären die Bulldoggen fast ausgestorben, doch es fanden sich genügend Liebhaber, die 1864 den weltersten Zuchtverein gründeten, den “Bulldog Club“. Der Club bestand zwar nur für kurze Zeit, doch er legte den ersten Rassestandard überhaupt fest. Die Nachfolge trat 1875 der “Bulldog Club Incorporated” an, dessen Zuchtziele durch gewissenhafte Kreuzungen das Wesen und die körperliche Erscheinung dahin gehend formten, wofür die Rasse heute bekannt ist: liebenswerte Hausgenossen mit friedlichem Charakter und gutmütigem Sozialverhalten. Züchterische Spitzenleistung im Verlauf von 160 Jahren ermöglicht heutzutage sogar den Einsatz der Englischen Bulldogge als Therapiehund für behinderte Kinder. Auf Grundlage der Englischen Bulldogge entstanden die Linien Französische Bulldogge, American Bulldog, und Continental Bulldog. Bei der Mini-Bulldog ist der Mops eingekreuzt und die Olde Englische Bulldogge ist eine Rückzüchtung, die dem historischen Aussehen nahe kommt.
Der britische Kennel Club kündigte 2009 eine grundlegende Überarbeitung des bisherigen Rassestandards an. Grund dafür waren schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen der Englischen Bulldoggen infolge züchterischer Übertreibungen, um eine noch bulligere Statur zur erzielen. Zu große Köpfe der ungeborenen Welpen machten bei Hündinnen eine normale Geburt unmöglich, sodass Kaiserschnitte notwendig wurden. Erschwerte Atmung durch eine viel zu kurze Nase, die oft noch von dicken Hautfalten verdeckt wurde, zu kurze Läufe und Störungen der Fruchtbarkeit sind nur einige Beispiele für sogenannte Qualzüchtungen. Gegen den massiven Protest der Züchter, die die Englischen Bulldoggen als gesund darstellten, verabschiedete der Kennel Club im gleichen Jahr die Revision. Der FCI übernahm ein Jahr später ebenfalls den neuen Rassestandard. Der Dachverband in Deutschland VDH schloss den Allgemeinen Club Englischer Bulldoggen ACEB, bis dahin in Deutschland Zuchtbuch führender Verband, aus. Der Verband Deutscher Hundezüchter führt seitdem selbst das Zuchtbuch und hat die Zuchthoheit inne, um das Wohlergehen und die Gesundheit der Englischen Bulldogge in den Mittelpunkt der züchterischen Tätigkeit zu rücken.
Der große, fast quadratische Kopf mit ausgeprägtem Stopp und einem breiten Fang sind die Kennzeichen molossoider Hundearten. Die kleinen, dünnhäutigen Ohren stehen relativ weit auseinander und sind hoch angesetzt. Nach außen gedrehte Innenseiten der Ohrmuscheln nennt man Rosenohren. Das Vorgesicht Englischer Bulldoggen ist kurz, breite Nasenlöcher führen durch die zurückliegende Nase ausreichend Atemluft zu. Die weit auseinanderliegenden mittelgroßen Augen sind von sehr dunklem Braun. Faltige Gesichtshaut mündet in dicken Lefzen und an der Schnauze ist die untere Zahnreihe sichtbar, da sie vor den oberen Schneidezähnen liegt (Rückbiss). Lose Haut ummantelt den sehr dicken Hals (Wamme), der auf starken schräg angesetzten Schultern und breitem Brustkorb sitzt. Der kräftige Rücken ist leicht ansteigend, da die Hinterhand etwas länger als die Vorderläufe ist. Die muskulösen Vorderläufe stehen weit auseinander, wobei die Pfoten wie bei Katzen leicht nach außen zeigen. An der schlanken Hüfte sitzt der relativ tief angesetzte Schwanz, der von mittlerer Länge ist und wird gesenkt getragen wird. Eine aufwärts zeigende Biegung entspricht nicht dem Standard. Recht oft kommt allerdings eine Korkenzieherrute vor, die auf degenerierte Wirbel zurückführt. Die Zucht ist in Deutschland mit diesen Hunden verboten, da gesundheitliche Beschwerden mit dieser Missbildung einhergehen. Das Fell ist dicht und kurzhaarig. Gemäß dem Standard sollte es einfarbig rot, falb oder weiß sein. Ebenso erlaubt sind gestromte oder gescheckte Varianten. Generell dürfen der Fang und die Maske schwarz sein, ein schwarzes oder lohfarbenes Fell sind unerwünscht.
Die liebevoll “Bully” genannte Rasse ist gut für die Wohnungshaltung geeignet, doch auch bei vorhandenem Eigenheim gehört die Englische Bulldogge nicht in den Garten, und sei das Hundehaus noch so komfortabel. Den engen Kontakt zur Familie braucht der sensible und anhängliche Hund schon von der Welpenzeit an, um seelisch gesund zu bleiben. Die täglichen Spaziergänge sollten bei Hitze nicht zu lange ausfallen, da hohe Temperaturen schlecht vertragen werden. Der Charakter ist bei guter Sozialisierung gutmütig und ruhig, wobei der Besuch einer Hundeschule empfehlenswert ist. Englische Bulldoggen sind Individualisten, bei denen ein harscher Befehlston nur Aggression oder Sturheit erzeugt. Besser gelingt die geduldige und spielerische Methode, mit viel Einfühlungsvermögen und Lob. Eigenwilligkeit gepaart mit enormer Kraft benötigt eine früh einsetzende solide Erziehung, wobei sich der Halter schon vor dem Kauf einschätzen sollte, ob er später in der Lage ist, das erwachsene Tier festzuhalten, falls es die Situation erfordert. Wird nämlich die an sich hohe Reizschwelle durch ein Ereignis überschritten, könnten die schlummernden Wesenszüge seiner Vorgeschichte, Mut und Beharrlichkeit, meist völlig überraschend hervortreten und wenig erfahrene Besitzer schnell überfordern.
Bei regelmäßiger Bewegung und bewusster Fütterung entsteht dieses Risiko erst gar nicht: Übergewicht. Die Hautfalten im Gesicht erfordern tägliche Pflege durch trockenes Abwischen. Bei Bedarf hilft etwas Creme, um Infektionen durch Ansammlung von Tränenflüssigkeit zu vermeiden. Es wird öfters ein Nickhautdrüsenvorfall beobachtet (Cherry eye), der die Entzündung der Tränendrüse nach sich ziehen und ein trockenes Auge verursachen kann. Ein operativer Eingriff stellt die Funktionalität wieder her. Für Hundesport sind die Englischen Bulldoggen aufgrund ihres schweren Körperbaus und Kurzatmigkeit nicht geeignet, doch längere Wandertouren in moderatem Tempo werden bei frühzeitigem Aufbau der Kondition gern unternommen. Die Routen sollten möglichst im Schatten liegen, wie beispielsweise Waldwege, ein Sommerurlaub am Mittelmeer hingegen ist zu anstrengend für den Bully. Zuviel Kälte ist ebenso unangenehm, da das feine Fell kaum Wärmeisolation bietet. Ferner können Beschwerden an den Hüftgelenken und Allergien auftreten.
Bild: © Depositphotos.com / labrador
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