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Der Deutsche Schäferhund belegt auf der weltweiten Beliebtheitsskala für Rassehunde den Spitzenplatz, so sind momentan in 78 Ländern Zuchtvereine registriert. Diese Rasse hat sich dank ihres ausgeglichenen Wesens, ihrer bedingungslosen Loyalität und ihrer zahlreichen Einsatzmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen vom Diensthund bis hin zum Filmstar hervorragend bewährt: Bei Rin Tin Tin oder Kommissar Rex weiß bestimmt jeder, um welchen Hund es geht!
Während eines Manövers konnte der Offizier Max von Stephanitz einen Schäfer beobachten, der seinen Herdenschutzhund perfekt durch Handzeichen und Zurufe dirigierte. Sichtlich beeindruckt von der Leistung des Tieres fasste von Stephanitz den Entschluss, diese Rasse zu züchten. 1891 entstand der erste Rassestandard mit den Varietäten Rauhaar, Glatthaar und Langhaar. Auf einer Hundeschau in Dortmund sorgten erstmals 1894 Deutsche Schäferhunde für Aufsehen beim Publikum. Von Stephanitz schaute sich landesweit viele Schläge an und entschied sich am 15. Januar 1898, dem Frankfurter Züchter Sparwasser den 3 Jahre alten Rüden Hektor Linksrhein abzukaufen. Unter seinem neuen Namen Horand von Grafrath ist dieser Rüde anerkannter Stammvater aller Deutschen Schäferhunde. Bereits ein gutes Jahr später, am 22. April 1899 gründete von Stephanitz in Karlsruhe zusammen mit weiteren Liebhabern der neuen Rasse den “Verein für Deutsche Schäferhunde” und übernahm das Amt des Präsidenten. Später verlegte der SV, er zählt zu den ältesten Züchtervereine Deutschlands, seinen Vereinssitz nach Augsburg. Von Stephanitz legte Kraft seines Amtes bei der ersten Vereinssitzung den offiziellen Rassestandard fest und trug mit Horand von Grafrath die Nr.1 ins Zuchtbuch ein – ihm sollten bis jetzt über 2 Mio. Einträge folgen. Beim VDH ist der SV mit 19 Landesgruppen sowie 2200 angeschlossenen Ortsgruppen der größte Verein für Deutsche Schäferhunde. Für den Erhalt des Kulturgutes Deutscher Schäferhund nach den Leitlinien Max von Stephanitz´ setzt sich auch der RSV2000 e.V. ein. Der 2007 in Göttingen gegründete Verein ist ebenso Mitglied im VDH.
Nach dem Leitsatz “Schäferhundezucht ist Gebrauchhundezucht” führte der Kynologe Max von Stephanitz fachlich fundierte Zuchtauswahl nach damals neuartigen Kriterien ein. Demnach sollten Züchter komplette Würfe im Zuchtbuchamt melden, nicht wie vorher nur ausgesuchte Welpen. Besonders viel Wert wurde auf die Auswahl der Zuchthündinnen gelegt, so wie bei Mari von Grafrath, der Stammmutter der Rasse Deutscher Schäferhund. Spitz zulaufende Stehohren, eine lange Schnauze und die buschige, leicht abwärts getragene Rute mussten alle Zuchtkandidaten aufweisen. Das Einkreuzen anderer Rassen lehnte von Stephanitz ab. Durch systematische Reinzucht unter Berücksichtigung der Mendelschen Vererbungslehren bildeten sich erste feste Blutlinien aus, die so gut wie frei von vererbten Gesundheitsrisiken waren. Von Stephanitz veröffentlicht darüber hinaus ein über tausend Seiten starkes kynologischen Werk “Der Deutsche Schäferhund in Wort und Bild“.
Aus Furcht vor der Vermischung mit einheimischen Australischen Dingos verbot die Britische Commonwealth-Regierung 1929 den Import Deutscher Schäferhunde nach Australien. Auch die alte englische Bezeichnung “Alsatian” (Elsässer) Wolfshund trug zum negativen Image der Rasse bei, da man dachte, als nahe Verwandte von Wölfen reißen Schäferhunde Schafe, anstatt sie zu beschützen. Obwohl dieses Gesetz ursprünglich auf fünf Jahre ausgelegt war, galt es bis 1972 als verbindlich. Danach wurde es gelockert und 1974 ganz aufgehoben.
Es existieren Aussagen über den Deutschen Schäferhund, die von Einkreuzungen mit Wölfen handeln. Zu Beginn der Reinzucht zwischen 1870 und 1900 sollen einige Züchter dahin gehend experimentiert haben. Man erhoffte von so einer Verpaarung Schutz vor der Staupe. Da sich gleichzeitig eine Verschlechterung des Wesens bemerkbar machte, wurden die Nachkommen von der Zucht ausgeschlossen. Wahrscheinlich waren Gerüchte über Wolfseinkreuzungen ein Marketingtrick, um “besondere” Tiere für Liebhaber anbieten zu können. Als Gebrauchshunde sollen diese Mischlinge nach Aussagen von Berufsschäfern ungeeignet gewesen sein. Mit eingekreuzten Wölfen entstanden die vom FCI anerkannten Rassen Saarlooshund und Tschechoslowakischer Wolfshund. Bisher nicht anerkannte Wolfshybriden sind Lupo Italiano, Kunming Wolfshund und Timber Wolf-dog Shepherd.
Der keilförmige Kopf sollte gleich große Proportionen von Oberkopf und Gesichtsteil aufweisen und allgemein zur Körpergröße passen. Die spitz zulaufende Stehohren stehen mit der Muschel nach vorn, bei Bewegung legt sie der Deutsche Schäferhund nach hinten an. Leicht schräg liegende, mandelförmige Augen mit möglichst dunkler Farbe sind gemäß FCI-Standard erwünscht. Die wenig gewölbte Stirn setzt sich in einen langen, gerade verlaufenden Nasenrücken mit schwarzem Nasenschwamm fort. Straff und gut schließend liegen die dunkel gefärbten Lefzen über dem Fang mit komplettem Scherengebiss. Der muskulöse Hals ohne Wamme steht in einem Winkel von ca. 45° zur Oberline, die sich aus einem geraden, zur Kruppe leicht abfallendem Rücken ergibt. Die Brust sollte mäßig breit sein und einen lang gezogenen Brustkorb mit leicht gewölbten Rippen aufweisen. Mindestens bis zum Sprunggelenk reicht die Rute. Sie wird in leicht herabhängendem Bogen getragen, bei Aufmerksamkeit jedoch nicht höher die Horizontale angehoben. Gerade und parallel zueinander stehen die Vorderläufe, etwas rückständig ist die Stellung der Hinterläufe. Der Deutsche Schäferhund wird mit Stockhaar und Langstockhaar gezüchtet. Beide Varietäten haben dichte Unterwolle. Beim Stockhaarigen ist das Deckhaar gerade, dicht und fest anliegend. Am Kopf, an den Ohren und am Hals sowie an den Rückseiten der Läufe ist das Haar länger. Beim Langstockhaar ist das Deckhaar weich und locker. Es bildet an den Ohren, den Läufen und der Rute deutliche Fahnen. Der Halsbereich ist besonders stark mit längerem Haar wie ein buschiger Kragen bewachsen und an den Rückseiten der Hinterläufe bilden sich deutliche Hosen. Die Farbe des Haarkleides darf schwarz mit Abzeichen in Rotbraun, Braun, Gelb und Hellgrau sein. Daneben sind einfarbig Schwarz, dunkel gewolktes Grau mit Maske und schwarzem Sattel erlaubt. Weißes Fell ist beim Deutschen Schäferhund ein Zucht ausschließender Fehler. Der Weiße Schweizer Schäferhund hingegen ist eine äußerlich sehr ähnliche, doch eigenständige Rasse.
Mit hoher Intelligenz und vielseitigen Fähigkeiten ausgestattet meistert der Deutsche Schäferhund jede Situation. Das wurde im Laufe der Geschichte skrupellos ausgenutzt: Während zwei Weltkriegen verloren viele Tiere im Einsatz an der Front ihr Leben, des Weiteren wurden sie zum Statussymbol der obersten Machthaber im Nationalsozialismus stilisiert. Gute Führigkeit sowie hohe Lernfähigkeit prädestinieren ihn auch heute als Diensthund bei der Polizei, wo er als Spürhund für Sprengstoff und Drogen eingesetzt wird. Ebenso unverzichtbar ist seine Leistung bei Rettungsdiensten, wenn verschüttete Menschen bei Naturkatastrophen oder Unglücken aufgespürt werden müssen. Im zivilen Bereich werden Deutsche Schäferhunde zu Blindenführhunden und Therapiehunden ausgebildet und natürlich beherrscht er seine ursprüngliche Tätigkeit als Herdenschutzhund. Als Wachhund sieht man ihn auf Betriebsgeländen und Privatgrundstücken. Alle diese Tätigkeiten lasten den Deutschen Schäferhund voll aus. Dieses hohe Bedürfnis an geistiger und körperlicher Beschäftigung sollten auch Hundehalter erfüllen, die so einen Familienhund anschaffen möchten. Bei Hundesport glänzt der Schäferhund durch Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit, auch Jogger und Radfahrern begleitet er gern. Der Jagdtrieb kommt kaum hervor, dafür ist sein Schutzinstinkt hoch entwickelt. Alle diese positiven Seiten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Schäferhund nur in erfahrene Hände gehört. Der Besitzer muss die unbestrittene Führungsrolle übernehmen, denn Unsicherheiten spürt das Tier sofort – und dann kann es durchaus gefährlich werden. Die Rasse wird in der Schweiz als sogenannter Listenhund geführt, und auch im Bundesgebiet kommt es in manchen Gegenden zu überdurchschnittlich vielen Beißvorfällen mit Schäferhunden. In den meisten Fällen kann man allerdings das Fehlverhalten der Tiere auf die Unfähigkeit oder den Einfluss der Halter zurückführen. Gut sozialisierte Schäferhunde hingegen sind treue, nervenstarke und zuverlässige Gefährten, die mit anderen Hunden und Kindern gut auskommen.
Anatomisch betrachtet ist der heutige Deutsche Schäferhund kräftiger als seine Vorfahren der Jahrhundertwende. Auffällig ist die angezüchtete abfallende Rückenlinie, aus der sich die vererbliche Hüftdysplasie (HD) entwickelt hat. Diese Erkrankung wurde zuerst bei Schäferhunden festgestellt. Während der Teilung Deutschlands haben sich Züchter in der damaligen DDR dieser Problematik angenommen, indem schrittweise nur Tiere mit leichter, später nur Exemplare ohne HD zur Zucht zugelassen wurden. So wurde ein Bestwert von fast 95% HD-freier Schäferhunde erreicht. Mit der Wende wurde die Zucht wieder gemeinsam fortgeführt. Um der Krankheit entgegenzuwirken, werden zu verpaarende Schäferhunde auf einen HD-Zuchtwert getestet, der unter Einbeziehung aller nahen verwandten Tiere nicht über 200 liegen darf. Weitere überdurchschnittlich oft auftretende Erkrankungen sind die Ellbogendysplasie (ED) sowie die degenerative lumbosakrale Stenose (DLSS), die sich durch Lahmen bemerkbar macht.
Bild: © Depositphotos.com / predrag1
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