Die Hundefotografie – Hundefotografin Shirley Krug im Interview

BalouProfessionelle Fotos vom eigenen Vierbeiner wünscht sich doch jeder Hundebesitzer! Nur besitzt nicht jeder das nötige Fachwissen und Equipment, um den Hund gekonnt in Szene setzen zu können. Gut, dass es inzwischen Menschen gibt, die sich auf die Hundefotografie spezialisiert haben – so auch Shirley Krug von Shirley Hundefotografie! Wir haben ein exklusives Interview mit dieser hervorragenden Fotografin und freundlichen Frau führen dürfen.

Stellen Sie sich zu Beginn bitte kurz vor, damit unsere Leser Sie besser kennenlernen.
Hallo – ich bin Shirley, Fotografin, Mutter von 4 erwachsenen Töchtern und auch schon Großmutter!

Wieso haben Sie sich auf die Fotografie von Hunden spezialisiert?
Hunde sind ausgesprochen feinfühlige Wesen. Ich bin begeisterte Hundefreundin und das spüren die Tiere meist sehr schnell. Die Hunde- und Tierfotografie ist anspruchsvoll, abwechslungsreich, erfordert viel Einfühlungsvermögen, Kreativität und ein schnelles Reaktionsvermögen. Diese Aspekte finde ich spannend und gleichzeitig herausfordernd. Und, dieser fotografische Bereich vermittelt mir eine tiefe Zufriedenheit.

Kann jeder Hund bei einem Fotoshooting teilnehmen?
In der Regel, ja! Bei aggressiven Hunden gibt es allerdings Ausnahmen. Da bestehe ich auf das Tragen eines Maulkorbs, wenn das Shooting stattfinden soll. Auch bei erkrankten Hunden gibt es Ausnahmen und ich muss mit dem Hundehalter abwägen, ob das Fotoshooting tatsächlich stattfinden kann. Die Entscheidung hängt von der Verfassung des Tieres, der Schwere und Art der Erkrankung sowie vom Energielevel des Tieres ab.

Muss der Hund irgendwie auf das Fotoshooting vorbereitet werden?
Ja, definitv! Der Hund sollte möglichst ausgeruht, entspannt zum Shooting kommen. Ein gepflegtes, gebürstetes Fell wird auch vorausgesetzt. Wenn wir Menschen zum Fotografen gehen, kommen wir dort auch nicht abgehetzt an, wollen gepflegt erscheinen und uns von unserer besten Seite zeigen. Diesen menschlichen Anspruch können wir sehr gut auch für unsere tierischen Freunde übernehmen.

Was sind die Herausforderungen bei einem Shooting mit Hunden?
Ungehorsame Hunde, die es nicht gelernt haben auf Kommandos zu reagieren.
Ablenkungen durch andere Hunde.

Zuviel des Guten, was das Austeilen von Leckerlis betrifft. Der Vierbeiner klebt förmlich an den Beinen seines Frauchen/Herrchen, wartet geduldig auf Nachschub.

Auch das Entstehen von Druck- oder Stresssituationen, seitens des Hundehalters, wenn das Tier z.B. ad hoc etwas leisten oder etwas Bestimmtes tun soll. Das kann eine Herausforderung darstellen, vor allem dann, wenn das Tier keine Motivation verspürt, der gewünschten Aufforderung unmittelbar nachzukommen.

Auf meiner Homepage und in Vorgesprächen, weise ich da schon im Vorfeld darauf hin, dass ich da großen Wert auf eine entspannte, freundliche Atmosphäre lege und einem wertgeprägten Umgang mit dem Tier. Also viel, viel loben, positiv animieren und ihn einfach so lassen wie er sich eben verhalten will.

Letztendlich erziele ich immer die besten fotografischen Resultate, wenn der Hund Freude am Shooting zeigt und der Umgang entspannt bleibt.

Wie gehen Sie auf Hunde zu, die besonders große Angst vor Fremden haben?
Zunächst einmal nehme ich mir zusätzlich Zeit das Vertrauen und die Neugier des Hundes zu gewinnen. In der Regel kommt das Tier dann auf mich zu, um mich zu begrüßen, ab diesem Moment ist das Eis fast schon gebrochen…

Manchmal erhalte ich auch Informationen darüber, welche traumatischen Lebensphasen der Hund bei seinem vorherigen Besitzer oder Aufenthaltsort durchleiden musste! Wenn diese tiefsitzende Angst übergroß bleibt, fotografiere ich mit einem Teleobjektiv aus großer Distanz.

Und wie sieht es mit sehr aktiven Hunden aus, die nicht einmal für ein schönes Porträt-Foto sitzen bleiben können?
Grundsätzlich verstehe ich meine Aufgabe als Hundefotografin, die Persönlichkeit eines Hundes einzufangen. In Shootings mit Hunden, die einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben, konzentriere ich mich dann eben insbesondere auf ihren Bewegungsablauf. Aktionsfotos sind übrigens einer meiner fotografischen Spezialitäten.

Gab es schon Situationen, in denen der Hund überhaupt keine Lust aufs Fotografieren hatte? Was machen Sie in so einer Situation?
Ich hatte zum Glück diesbezüglich noch keine Situation in der von Anfang an ein Desinteresse seitens des Hundes bestand. Wenn das aber mal der Fall sein sollte, würde ich zunächst einmal Frauchen oder Herrchen bitten ihren Vierbeiner aus der Reserve zu locken. Bleibt er dennoch eher lustlos und phlegmatisch, versuche ich genau diese Stimmung, die ja auch ein Teil seiner Persönlichkeit ist, einzufangen. Ich würde dann z. B. fotografisch darauf hin arbeiten dem Hunde-Portrait einen träumerischen, melancholischen Akzent zu verleihen.

Haben Sie noch ein paar Tipps für das Fotografieren von Hunden zu Hause ohne professionelle Unterstützung?
Immer nützlich sind schnelle Verschlusszeiten ideal ab 1/250 s oder mehr, die Verwacklungsunschärfen definitiv vorbeugen, besonders dann, wenn das Tier sich viel und gerne bewegt.

Wenn sie genau wissen, dass ihr Hund lieber in der Ruheposition verweilen will, reicht eine Verschlusszeit von 1/125 oder auch etwas darunter aus.

Fotografieren Sie ihren Hund ruhig mal auf Augenhöhe aber vermeiden sie dabei im Hintergrund eine Regalwand oder sonstige eher störende Details mit abzulichten. Die Fotos wirken sonst viel zu unruhig und lenken immer vom Hauptmotiv ab.

Und noch ein Spezial-Tipp von mir: Available Llight – mit vorhandenem Licht fotografieren.

Los geht’s: Setzten sie ihren Hund bei Tageslicht vor ein Fenster, das kann auf einem schönen, alten Stuhl oder sonstiger interessanter, für das Hunde-Modell selbstverständlich sicherer Requisite sein. Für das Fenster gilt: keine direkte Sonneneinstrahlung! Schön wirkt auch weißer Gardinen-Tüll, welches das diffuse (weiche) Licht des Fensters verstärkt.

Die Blende ihres Objektivs stellen sie auf Offenblende (größte Blendenöffnung/kleinste Zahl). Der Hintergrund sollte nun an Tiefenschärfe verlieren und bestenfalls erhalten sie einen schönen, verschwommenen Hintergrund (Bokeh).
Wie stark der Hintergrund unscharf wird, hängt von einigen wesentlichen Faktoren ab, wie verwendetes Objektiv, dessen Lichtstärke und dessen Brennweite.

Auch ihre SLR-Kamera hat Einfluss auf das Bokeh, das hängt speziell davon ab, welches Sensorformat FX = Vollformat oder DX = APS-C Sensor in der Kamera eingebaut ist. Und der Abstand zwischen Hundemodell und Fenster sollte möglichst über 1 bis 1,5 Meter Abstand betragen.

Den ISO-Wert ihrer Kamera passen sie nun an die manuell eingestellte Verschlusszeit und dem Blendenwert auch widerum manuell an.
Die automatische ISO Wahl ihrer Kamera können sie auch benutzen, das setzt aber unbedingt voraus, dass sie vorher im Kamera-Menü eine automatische ISO Begrenzung von ISO 1000 einstellen!

Denn, falls nämlich der ISO Wert ohne Begrenzung im Kamera-Menü eingestellt ist, wählt die Kamera bei automatischer ISO ohne Begrenzung eventuell einen viel zu hohen ISO Wert aus. Die Folge davon könnten verrauschte Fotos sein, die an Qualität verlieren.

In der Regel liegt der manuell also von Ihnen eingestellte ISO Wert bei einer manuell eingestellten Belichtungszeit von 1/250 Sekunden und einer Blende von 2,8 sowie bei hellem, durchschnittlichem Raum-Tageslicht bei einem ungefähren ISO Wert zwischen 400 – 800.

Je nachdem, wie hell oder dunkel der Raum tatsächlich ist, kann der ISO auch höher oder niedriger sein. Und selbstverständlich ist auch der manuell eingestellte Wert der Blende und der, der Belichtungszeit maßgeblich für den passenden ISO Wert! Sie überprüfen nun ihre Belichtungs- Komponenten: Verschlusszeit, Blende, ISO auf der Belichtungsskale ihrer Kamera.

Wenn der Bel.-Anzeiger auf dem Nullwert steht, kurz vor oder dahinter, dann ist alles soweit erstmal im grünen Bereich. Der Anzeiger sollte aber nicht zu sehr in‘s Minus (zu dunkel) und auch nicht in‘s Plus (zu hell) abrutschen. Denn sonst wird über- oder unterbelichtet! Den Weißabgleich ihrer Kamera stellen oder belassen sie auf automatisch.

Fokussieren sie nun manuell auf das Auge des Tieres, dass der Kamera am nähesten zugewandt ist, stellen sie scharf, und lösen das Foto aus.
Im Anschluss überprüfen sie die Aufnahme im Histogramm auf eine ausgewogene Belichtung hin. Wenn sie das erste Mal ihre Aufnahmen in dieser Weise fachgerecht überprüfen, und ihnen dazu noch genauere Kenntnisse fehlen, empfehle ich ihnen zu diesem Thema ganz einfach ein Tutorial Video auf YouTube anzusehen.

Das I -Tüpfelchen wäre nun noch die RAW-Einstellung zu nutzen, falls ihre Kamera dies zulässt. Damit haben sie in der digitalen Nachbearbeitung definitiv den Joker gezogen und somit wesentlich mehr Spielraum an Kapazitäten in den nachträglichen Korrekturen der Belichtungseinstellungen als das im JPG Datei-Format möglich ist. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Umsetzung und beim Fotografieren!

Würden Sie sagen, dass Hundefotografin Ihr Traumberuf ist? Was schätzen Sie an diesem Beruf am meisten?
Ja, Hundefotografin ist tatsächlich mein Traumjob!
Ich liebe den Kontakt zu Tieren. Sie sind komplett sich selbst. Teilen ihr Befinden unmittelbar durch Mimik und Gestik mit. Sind geduldige, freundliche, treue Wesen.
Nach und nach gelingt es mir immer besser, ihre Mimik und Körpersprache zu verstehen. Sie haben Persönlichkeit, genau wie wir Menschen. Wissen aber im Gegensatz zu uns übrigens nicht, dass sie fotografiert werden.

Liebe Frau Krug, wir bedanken uns herzlich bei Ihnen für dieses ausführliche Interview!

Über Shirley Krug
Bevor ich mich Anfang 2018 für den Aufbau meiner Hundefotografie entschied, arbeitete ich zuvor 6 Jahre als freiberufliche Fotografin in der Unternehmens- und Eventfotografie. Auftragsbedingt nicht nur im Raum Berlin sondern auch regelmäßig auch in den benachbarten Bundesländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Aufgrund einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit einer Marketing-Firma aus dem Gesundheitsbereich, wurde ich hauptsächlich von Arztpraxen, Kliniken, Physiotherapeuten etc. gebucht.
Generell reise ich gerne und nehme auch Aufträge zur Hundefotografie an, die im Bundesgebiet liegen.
Besuchen sie meine Homepage www.shirley-hundefotografie.de

Bilder: © Shirley Hundefotografie