Einen Hund gefunden – was nun?

Hund gefundenJedes Jahr wiederholt es sich aufs Neue: Zum Ferienbeginn oder vor dem Sommerurlaub kommt es leider häufiger vor, dass Passanten augenscheinlich herrenlose Hunde finden. Das können echte Straßenhunde sein (die vereinzelt auch in Deutschland vorkommen) oder bewusst ausgesetzte Familienhunde, entlaufene Jagdhunde oder vorwitzige Welpen, die einen Ausflug in die große weite Welt unternehmen wollten.

Identitätsnachweise suchen

Ein wahrer Glücksfall ist es, wenn der Hund ein Halsband mit einer Adresskapsel trägt. In diesem Falle ist wohl sicher, dass sich dieser Hundehalter verantwortungsvoll um sein Tier kümmert – doch auch dem vorsorglichsten Herrchen oder Frauchen kann es eines Tages passieren – der Hund ist weg…
Die ersten Anlaufstellen für Finder und Suchende sind die Tierheime und Veterinäre in der näheren Umgebung.
Vielleicht gibt es auch Tierschutzinitiativen oder eine Tierhilfe, die das Fundtier aufnehmen oder an einer Pflegestelle unterbringen. Fehlt eine Tätowierung, kann dort mit einem Scanner feststellt werden, ob dem Hund ein Mikrochip implantiert wurde. Wird einer gefunden, ist das allerdings nur die halbe Miete, denn das Tier muss auch in einem Haustierregister erfasst sein, beispielsweise bei Tasso. Auf dem Chip ist lediglich eine ID-Nummer gespeichert, womit bei erfolgter Registrierung die Herkunft und der Besitzer ermittelt werden kann.


Bei nicht identifizierbaren Hunden

Viele Tierheime legen eine Akte mit Fotos zu Fundtieren an. Diese können im Tierheim vor Ort eingesehen werden oder werden auf der Webseite in die Rubriken “gesucht” bzw. “gefunden” eingestellt. Trotz Internet ziehen es die meisten Hundehalter doch vor, so schnell wie möglich persönlich die Tierheime zu besuchen.
Wenn kein Hinweis auf die Herkunft des Tieres vorhanden ist und man den Hund doch lieber mit nach Hause nehmen möchte, sollte man es unbedingt als Fundtier eintragen lassen. Damit kann der Finder angemessene Bemühungen nachweisen, den Besitzer ausfindig zu machen. Es kann durchaus möglich sein, dass sich lange Zeit später der Eigentümer doch meldet und seinen Hund zurückfordert. Mit der Anzeige in der Fundtierliste hat es der neue Besitzer leichter, seinen Anspruch auf den nicht abgeholten Hund geltend machen.

Gesucht – gefunden

Eine weitverbreitete Art, vermisste Tiere zu finden, ist das Anbringen von Steckbriefen mit Foto und den Daten an Ampelmasten, in Supermärkten am schwarzen Brett oder neben Spazierwegen im Park. Fast alle Hundebesitzer sehen sich das an, denn es ist oft so, dass man die Hunde besser kennt, als die dazugehörigen Besitzer. Diese Suchanzeigen steckt man am besten in Dokumentenhüllen, um sie vor Regen zu schützen. Eingeschnittene Ränder mit der Telefonnummer zum Abreißen unterstützen die Suche zusätzlich.
Eine gute Idee ist es auch, Hundesitter zu informieren. Oftmals wissen diese genau über die Hunde-Community Bescheid und bemerken Auffälligkeiten bei den Spaziergängen zu Zeiten, wo die Besitzer auf der Arbeitsstelle sind. Man kann auch versuchen, ein getragenes Kleidungsstück an der Stelle hinzulegen, wo der Hund weggelaufen ist. Der vertraute Geruch zieht den Ausreißer stärker an, als sämtliches Rufen und Pfeifen.
Mittlerweile ist es ebenso selbstverständlich geworden, vermisste oder gefundene Tiere über soziale Netzwerke bekannt zu machen. Meldet sich ein angeblicher Eigentümer, sollte man vor Herausgabe des Tieres Beweise für die Rechtmäßigkeit fordern und sich zum Beispiel Fotos des Hundes, den Kaufbeleg oder den Heimtierausweis zeigen lassen. Auch kann man nach Besonderheiten fragen, die auf einem Foto nicht ersichtlich sind, wie am linken Hinterfuß einen rosa und drei schwarze Zehenballen. Es ist leider so, dass profitgierige Mitmenschen versuchen, den Hund abzuholen, um ihn weiterzuverkaufen – schlimmstenfalls sogar als Labortier für Tierversuche.


Der Streuner kommt mit nach Hause

Wenn ein Fundtier mit nach Hause genommen wird, ist es ratsam, zu allererst auf Flohbefall zu überprüfen. Bei einer Infektion ist umgehend ein Flohmittel zu verabreichen, um vorhandene Haustiere zu schützen. Ebenso notwendig ist es, den Innenraum des Autos mit Flohmittel zu behandeln, damit sich hier keine Population entwickelt.
Ist der Impfschutz der eigenen Hunde nicht mehr ausreichend oder liegen Immunschwächen vor, muss der zugelaufene Hund einige Tage lang so weit wie möglich von den Haustieren ferngehalten werden. So kann man beobachten, ob beim Fundtier Anzeichen ansteckender Krankheiten auftreten (Durchfall oder Würmer). Generell sollten nach jedem Kontakt und nach dem Beseitigen des Hundekots die Hände gründlich gewaschen werden.
Manchmal reagieren Fundhunde regelrecht traumatisiert auf bestimmte Reize, die der Finder nicht einschätzen kann. Auch hier muss man einige Tage abwarten, um zu sehen, ob der fremde Hund aggressiv ist. Wenn der Familienhund gut mit Kindern, Katzen oder dem Wellensittich auskommt, heißt es noch lange nicht, dass der fremde Hund auch so freundlich ist.

Das unbekannte Wesen

Was in der Vergangenheit passiert ist und warum ein Hund herrenlos gefunden wurde, wird in den meisten Fällen ein Geheimnis bleiben. Nichts ist für ihn selbstverständlich, das sollten die Menschen, die ihn aufgenommen haben, besonders bei der Fütterung bedenken. Große Vorsicht ist angesagt, wenn er beispielsweise das erste Mal einen saftigen Knochen bekommt oder irgendwo ein Spielzeug findet, dass er nicht mehr hergeben möchte. Futterneid und Beschützerinstinkt waren in der schlechten Zeit für ihn überlebensnotwendig, sodass dieses Verhalten aus einer eigentlich harmlosen Situation ganz plötzlich aus dem Hund wieder hervorbrechen kann. In der ersten Zeit sollte daher sein Bewegungsradius begrenzt werden, bis man sein Wesen kennengelernt hat und man weiß, woran man mit ihm ist. Das heißt, bestimmte Türen im Haus werden erst einmal geschlossen gehalten und wenn der Hund im Garten gehalten wird, sollte er sicherheitshalber angeleint sein.

Ist die Eingewöhnungszeit positiv verlaufen, entschließen sich nicht wenige Hundehalter, den ehemaligen Streuner für immer in die Familie aufzunehmen. Wie man oft hört, sind gerade Hunde, die es früher nicht gut hatten, sehr dankbar und genießen die Zuneigung ihrer neuen Menschen.
Natürlich ist auch die Freude groß, wenn ein Ausreißer gefunden wurde und seinen überglücklichen Besitzern übergeben werden kann. Denn oft ist es in deren Augen mehr als nur ein Haustier, ein echtes Familienmitglied.

 

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