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Der britische Dichter Lord Byron beschreibt den majestätischen Neufundländer treffend in einem einzigen Satz: “Schönheit ohne Eitelkeit, Stärke ohne Frechheit, Mut ohne Wildheit, alle Tugenden des Menschen ohne seine Laster“. Der liebenswerte Riese unter den Hunderassen fühlt sich als Familienhund sichtlich wohl, doch wenn es darauf ankommt, sichert der treue Gefährte souverän, aber niemals aggressiv, seine Lieben und das Heim.
Mit seinen Schwimmpfoten und dem dichten, leicht öligem Fell wurde der Neufundländer seit jeher für die Wasserarbeit eingesetzt. Als Schlittenhund verrichtete er Zugarbeiten, beispielsweise im Forst, wo er Holzfuhren, die viermal so schwer wie er selbst waren, bewegte. Dank seiner vorzüglichen Leistungen als Arbeits- und Rettungshund verbreitete sich die Rasse bald über den ganzen nordamerikanischen Kontinent. Neben seiner körperlichen Stärke schätzte man das ausgeglichene Wesen, sein freundliches Verhältnis zu anderen Hunden und die schnelle Auffassungsgabe, die ein leichtes Abrichten für spezielle Aufgaben ermöglichte. Mit den Kabeljaufischern kam der Neufundländer schließlich nach Großbritannien zurück, von wo aus die sanften Riesen das europäische Festland eroberten. Zuerst wurde die Rasse weiterhin als Arbeitshund für Zugarbeiten eingesetzt, doch bald interessierte sich die gesellschaftliche Mittel- und Oberschicht für den Neufundländer, da er mit seiner beeindruckenden Erscheinung das Zeug hatte, die Anwesen zu bewachen und gleichzeitig sanft und geduldig die Kinder hütete. Auch um seinen blendenden Ruf als Lebensretter ranken sich allerlei Geschichten und als Anerkennung verewigte eine lange Reihe von Künstlern den Neufundländer in Gemälden, in Stein gehauen, in Bronze gegossen oder auf Porzellan. Die erste Hundeschau, auf der Neufundländer vorgestellt wurden, fand 1860 in Birmingham statt. Der Britische Kennel Club begann 1857 mit der Führung des Zuchtbuches und der erste Zuchtverein, der Newfoundland Club, wurde 1886 gegründet. Da die Insel Neufundland bis 1947 britische Kronkolonie war, zählt der Neufundländer als Rassehund britischer Herkunft, doch Kanada ist das Ursprungsland. In Deutschland machte sich seinerzeit der Komponist und große Tierfreund Richard Wagner um die Rasse Neufundländer verdient. Im heutigen Richard-Wagner-Museum in Bayreuth, dem ehemaligen Wohnhaus des Künstlers, ist im Garten sein treuer Begleiter Russ zu Füßen des Meisters begraben, sodass er seinen Herrn bis über den Tod hinaus immer zur Seite sein solle.
Massiv wie der gesamte Körperbau ist der Kopf des Neufundländers, bei Rüden naturgemäß etwas größer als bei Hündinnen ausgeprägt. Der gut ausgeprägte Stopp mündet in einem leicht gerundeten, breiten Oberkopf mit kräftigem Hinterhauptbein. Relativ kleine Ohren von leicht abgerundeter, dreieckiger Form sind weit hinten angesetzt und anliegend. Verhältnismäßig klein fallen die Augen aus, es ist keine rote Bindehaut zu sehen. Die Augenfarbe schwarzer und weiß-schwarzer Exemplare ist tiefbraun, bei brauner Fellfarbe darf die Augenfarbe heller sein. Dem gleichen Schema entspricht die Pigmentierung des großen Nasenschwamms: Schwarz bei weiß-schwarzen sowie schwarzen Fellfarben, braunes Fell mit brauner Nase. Der Fang hat die bei molossoiden Arten typische quadratische Form. Weiche, recht kurze Lefzen bedecken ein Scheren- oder Zangengebiss. Am kräftigen Hals sollte die Wamme nur mäßig ausgebildet sein. Der gesamte Körper wirkt kompakt, da die Gesamtlänge größer als die Schulterhöhe ist. Die Rückenlinie verläuft gerade mit abfallender Kruppe. Da der Neufundländer bei der Wasserarbeit seine Rute als Steuerruder nutzt, ist sie am Ansatz dementsprechend kräftig ausgebildet. Im Ruhezustand hängt sie gerade herab, bei Aufmerksamkeit hebt er sie mit leicht hochgebogener Spitze in die Waagrechte, aber niemals höher. Die untere Profillinie verläuft ebenfalls waagrecht; sie bildet sich aus dem geräumigen, tiefen Brustkorb und dem Bauch, der nicht aufgezogen ist. Die Vorderläufe verlaufen parallel und gerade, bei den Pfoten ist zwischen den Zehen eine Zwischenhaut vorhanden (Schwimmpfoten). Beste Kraftübertragung bei der Zugarbeit ermöglicht die sehr muskulös ausgebildete Hinterhand und ein entsprechend breites Becken. Das doppelte Haarkleid ist dick und wasserundurchlässig, es hat eine ölige Textur, sodass dem Neufundländer selbst stundenlanger Aufenthalt im kalten Wasser nichts ausmacht. Es besteht aus mäßig langem Stockhaar und weicher dichter Unterwolle, die im Sommer dünner als im Winter ist. Am Kopf, an den Ohren und am Fang ist das Haar fein und kurz, die Vorder- und Hinterläufe sind befedert und die Rute ist üppig mit langem Haar bedeckt.
Aktuell sind in Deutschland rund 1000 Neufundländer-Welpen registriert. Das ist nicht viel, denn diese große Rasse erfordert anspruchsvolle Haltung. Sie braucht ausreichenden Platz, Bewegung und die Nähe zur Natur. Regen und Wind machen ihm nichts aus, doch die pralle Sommersonne sollte man ihm ersparen – ein schattiges Plätzchen oder eine geräumige Hundehütte als Rückzugsmöglichkeit im Garten wären ideal. Auch auf seine große Leidenschaft, das Wasser, möchte er nicht verzichten. Schwimmen, apportieren und tauchen machen dem Neufundländer viel Spaß: Halter dieser Rasse wissen das und wählen möglichst ausgedehnte Spazierwege an sauberen Gewässern aus. Aus diesen Gründen ist die Haltung in einem Haus mit frei zugänglichem Gartengrundstück angebracht und auch, weil er nach seinen Ausflügen genüsslich Nässe und Biomasse aus seinem Fell schüttelt. Für die ständige Außenhaltung ist der Neufundländer allerdings gar nicht geeignet, da würde auf Dauer sein sensibles Wesen ernsten Schaden davontragen. Diese Rasse möchte ihren Menschen nahe sein und gleichzeitig das heimische Revier im Auge behalten. Trotz seines ruhigen und friedfertigen Wesens sollte er die Grundkommandos kennen und befolgen. Der legendäre Beschützerinstinkt der Neufundländer muss früh in die richtigen Bahnen geführt werden, denn wenn der bärenstarke 70-Kilo-Hund ohne großartige Vorwarnung den Besuch umwirft und sich darauf setzt, ist das nicht so komisch. Die Benimmregeln erlernt der Neufundländer dank seiner hohen Intelligenz gewöhnlich in kurzer Zeit. Macht sich im jugendlichen Alter allerdings sein sprichwörtlicher Eigensinn bemerkbar, muss sich der Halter in Geduld fassen. Die frühere Arbeit, weit entfernt von Menschen, die Kommandos geben, mag der Grund für sein eigenständiges Handeln sein. Augenarbeit ist nicht sein Ding. Die Liebe zum Wasser und der bemerkenswerte Rettungstrieb prädestinieren diese Hunde für den professionellen Einsatz bei der Wasserrettung, als Schutzhund ist er aufgrund seines Naturells und einer gewissen Behäbigkeit nicht unbedingt geeignet.
Wie viele Großhunde ist auch der Neufundländer anfällig für die genetisch bedingte Hüft- oder Ellbogendysplasie und aufgrund der hohen Körpermasse können Kreuzbandrisse eintreten. Die Schädigung des Herzmuskels mit gleichzeitiger Vergrößerung des Herzens (Dilatative Kardiomyopathie) und Knochenkrebs werden als rassetypische Erkrankungen genannt.
Neufundländer benötigen regelmäßige Fellpflege, damit sich besonders im Brustbereich und hinter den Ohren keine Verfilzungen bilden. Eine harte Bürste und ein grobzinkiger Kamm belüften das Haarkleid ausreichend. Der an feuchte Teppiche erinnernde Hundegeruch verflüchtigt sich durch sehr gründliches Abtrocknen. An Regen- und Wintertagen kann man zur Beschleunigung des Trockenvorgangs eine Liegestelle vor der warmen Heizung bereitstellen und gleichzeitig fleißig bürsten. Auf häufiges shampoonieren sollte man verzichten, da das entfettete Fell seine wasserdichte und wärmeisolierenden Eigenschaften verliert und die empfindliche Haut austrocknet. Hunde-Deos und Parfüms übertönen zwar den (natürlichen) Geruch, doch um auf gesunde Art die Ursache zu bekämpfen, kann eine Umstellung auf Sensitivfutter merkliche Besserung bewirken.
Bild: © Depositphotos.com / Ryhor
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