Havaneser

„Havaneser"Das lange, seidige Haar des Havanesers lädt zum Streicheln geradezu ein, doch ein Spielzeug ist er nicht. Dieser kleine Hund besitzt umwerfenden Charme und ein angenehmes Wesen, sodass er unwillkürlich in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als kameradschaftlicher und folgsamer Familienhund ist er überaus beliebt.

Die Herkunft der Havaneser

Vermutlich stammen die Vorfahren der Havaneser aus dem westlichen Mittelmeergebiet, denn ähnliche Kleinhunde aus der Familie der Bichons waren an den Küsten von Spanien und Italien seit jeher weit verbreitet. Als direkte Vorläufer kommen besonders der Malteser, der Bologneser und der Bichon frisé in Frage, doch zur Entstehung der Rasse Havaneser gibt es unterschiedliche Versionen.

Seidenhündchen aus Kuba

Ob die europäischen Hunde zuerst über Argentinien nach Kuba kamen, ob sie mit italienischen Kaufleuten oder ob sie von spanischen Eroberern in die Karibik importiert wurden, ist unbelegt. Findige Handelskapitäne haben einer Überlieferung nach Havaneser als Geschenk für die Frauen der Handelspartner eingesetzt, um lukrative Geschäftsabschlüsse zu erzielen. Eine andere Theorie besagt, dass zur damaligen Zeit auf Kuba eine Kleinhunderasse mit Namen Blanquito de la Habana existierte. Diese hübschen weißen Hunde sollen durch Kreuzung mit Pudeln den Havaneser hervorgebracht haben. Die neu entstandene Rasse wurde in Anlehnung an Kubas Hauptstadt Havana-Silk-Dog benannt, denn sie besaß wunderbar langes, seidiges Haar.

Eine wechselvolle Geschichte

In der nachfolgenden Zeit erfreute der Havaneser die Damen der gehobenen Gesellschaft, wobei er auch im Europa des 17. Jahrhunderts zum Modehund der privilegierten Klasse aufstieg. Auf Kuba war der Havaneser bis 1959 anzutreffen. Die reiche Oberschicht stilisierte ihn zum sichtbaren Symbol für Luxus. Ab dem Zeitpunkt der Machtübernahme Fidel Castros wurde der komplette Bestand als lebendes Zeichen für den Kapitalismus von der Insel verbannt. Zum Glück konnten einige Tiere von Exilkubanern mit in die USA geschmuggelt werden und nur darum gibt es diese Rasse heute noch. Nach Deutschland kamen die ersten Havaneser 1981. Eine Züchterin brachte einen Rüden und eine Hündin von einer Amerikareise mit und begründete mit diesen ersten beiden Hunden den Beginn der Havaneserzucht in Europa.

Körperbau und Haarkleid

Der mittellange Kopf weist insgesamt eine breite Form mit mäßigem Stopp auf. Dunkelbraune mandelförmige Augen schauen wachsam und interessiert. Die hoch angesetzten, spitzen Ohren fallen in Form einer Falte über die flachen Backen. Seine spitz zulaufende Schnauze mit schwarzem Nasenschwamm weist trockene, feine Lefzen auf. Der Körperbau ist kompakt mit gewölbtem Brustkorb. Durch den langen geraden Rücken und die kurzen Beine entsteht eine rechteckige Silhouette. Die Kruppe fällt leicht ab, wobei der Schwanz eingerollt oder im Bogen auf dem Rücken getragen wird. Das feine, seidige Fell des Havanesers erreicht Haarlängen von 12 bis 18 Zentimetern und es hat kaum Unterwolle. Ohren und die Rute sind mit weichen Deckhaaren üppig befedert. Das Haarkleid kann glatt, gewellt oder lockig sein. Die zugelassenen Farbvariationen sind vielfältig: Vereinzelt kommt Reinweiß vor, doch öfter trifft man alle Nuancen von hellfalbfarben, creme, grau, schwarz, tabakfarben und rotbraun an. Das Haarkleid darf ebenso mit großen Abzeichen in den genannten Tönungen durchsetzt sein. Mit zunehmenden Alter der Havaneser ändern sich oft noch die Farbtöne der Behaarung.

Der Charakter des Havanesers

Mit seinem sonnigen Wesen bezaubert ein Havaneser fast jeden im Handumdrehen. Seine fröhliche und verschmuste Art bereichert das Leben seiner Halter, ganz gleich, ob er bei alleinstehenden älteren Menschen oder bei Familien mit Kindern lebt. Als Wohnungshund ist er ideal geeignet und er kommt ebenso gut mit anderen Haustieren aus. Große Anhänglichkeit seinen Menschen gegenüber steht eine anfängliche Scheu gegenüber Fremden, die allerdings bald von Neugier und Spieltrieb abgelöst wird. Da der Havaneser leicht zu erziehen ist und schnell lernt, trat er oft in Hundeshows und Zirkussen auf, wo er das Publikum mit tollen Kunststücken begeisterte. Seine Agilität und Intelligenz nutzten auch kubanische Kleinbauern aus, die die kleinen mutigen Havaneser als Hütehunde für das Vieh einsetzten. Die täglichen Spaziergänge müssen nicht endlos lang ausfallen, doch im Sommer sollten sie möglichst am Wasser entlangführen, denn der Havaneser liebt das kühle Nass und ist ein fabelhafter Schwimmer.


Die Gesundheit

Havaneser sind generell eine robuste und gesunde Rasse. Sie neigt allerdings zu tränenden Augen, daher ist vorsichtiges Entfernen der Verkrustungen am Lid mit lauwarmem Wasser empfehlenswert. Als rassespezifische Erkrankung können Katarakt und PRA (Progressive Retina-Atrophie) auftreten, vereinzelt kommt es zu Leber- und Herzproblemen. Regelmäßiges Kämmen und Bürsten der feinen Haare beugt Verfilzungen vor. Ein gibt keinen Wechsel von Sommer- und Winterfell. Trotz der bauschigen Haarfülle erkälten sich Havaneser bei nasskalter Witterung schnell, da dem augenscheinlich fülligen Haarkleid die wärmeisolierende Wirkung fehlt. Ebenso ist laut Rassestandard das Scheren des Fells nicht erlaubt.

 

Der Havaneser im Überblick
    • Herkunft: Westliches Mittelmeer, Kuba
    • FCI Rasse-Standard 250, Gruppe 9, Sektion 1: Bichons, Malteser, Coton de Tulear
    • Größe: klein
    • Widerristhöhe: 21 – 29 cm
    • Gewicht: 3 – 6 kg
    • Fellfarbe: Alle Nuancen von weiß, falb, schwarz oder gefleckt
    • Augenfarben: Dunkelbraun
    • Einsatz: Gesellschafts- und Begleithund
    • Charakter: anhänglich, anpassungsfähig, kinderlieb
    • Gesundheitsrisiken: Veranlagung zu Kniescheibenluxation, empfindliche Augen
    • Lebenserwartung: ca. 12 – 15 Jahre

 

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